Landrat Thorsten Stolz stellt 77. Auflage des Bergwinkel Boten vor
05. November 2025 - Dialekt war in früheren Zeiten in aller Munde. Er gehörte zum Alltag. Selbstverständlich sprach Johann Wolfgang von Goethe, der Dichterfürst, Frankfurterisch, auch wenn es dem heutigen Dialekt der Stadt kaum ähnelte. Mittlerweile hat Mundart nicht nur an Bedeutung verloren, sondern muss gepflegt werden, damit sie nicht gänzlich verschwindet und in Vergessenheit gerät. Der aus Schlüchtern stammende Heinrich Hermann Julius Hüniche hat es sich zeitlebens zur Aufgabe gemacht, den heimischen Dialekt für die Nachwelt zu erhalten. Anlässlich seines 125. Geburtstags widmet der Bergwinkel Bote dem Mundartdichter seine mittlerweile 77. Ausgabe. Der Heimatkalender wurde kürzlich von Landrat Thorsten Stolz, Schriftleiter Dr. Bernd Giesemann und Verleger Oliver Naumann vom Druck- und Pressehaus Naumann vorgestellt.
„Der Bergwinkel Bote ist ein gutes Stück Heimat. Er vereint Geschichte und Geschichten und gibt beidem Raum. Persönlichkeiten wie Hermann Hüniche und ihr Wirken bleiben so lebendig. Große Themen werden auf die regionale Ebene heruntergebrochen, das Ortsgeschehen im Bergwinkel wird beleuchtet, eingeordnet und für die Nachwelt sichtbar gemacht. Der Heimatkalender ist eine bemerkenswerte Leistung aller Beteiligten und ein Gewinn für all jene, die sich für den Bergwinkel interessieren“, sagte Landrat Thorsten Stolz im katholischen Gemeindehaus in Schlüchtern. Er dankte den Autoren und der Autorin für ihre Beiträge und erinnerte daran, dass auch Hermann Hüniche ein eifriger Verfasser von Artikeln für den Bergwinkel Boten war.
Den lesenswerten Text über den Mundartdichter Hüniche, in dem dessen viele Talente deutlich werden, hat Bernd Ullrich verfasst. Hermann Hüniche wuchs als Sohn eines Schlossermeisters auf und trat nach seiner Ausbildung zum Schulmeister seine erste Lehrerstelle in Ostfriesland an. 1932 kehrte er nach Schlüchtern zurück und unterrichtete – unterbrochen von Kriegsdienst und Gefangenschaft – bis zu seiner Pensionierung an der Stadtschule. Er zeichnete in seinen Werken die Wesens- und Charakterzüge der Einheimischen nach. Wer mag, kann das anhand der 14 Mundartgedichte und einiger Zeichnungen und Malereien des 1987 Verstorbenen nachvollziehen.
Barbara Kruse widmet sich der wechselvollen Geschichte des Steinauer Marionettentheaters „Die Holzköppe“. Auch hier ist der Anlass ein Jubiläum, denn es gehört zu den ältesten Marionettentheatern in Deutschland. 2024 konnte die Familie Magersuppe und ihr Theater den hundertjährigen Geburtstag feiern. Es war Karl Magersuppe, der sich 1924 gegen eine Arbeit im elterlichen Porzellanladen in Kassel und für den Beruf des Puppenspielers entschied. Die Autorin erinnert an Auftritte der „Holzköppe“ mit den Puppen Lilli und Willi in den Fernsehsendungen „Kopfball“, „Hallo Spencer“ und „Sandmännchen“. Auch der Auszug aus dem historischen Marstallgebäude in Steinau im Jahr 2017 wird nicht vergessen, ebenso wenig wie ein Auftritt vor der dänischen Königin Margarethe.
Über die „Jagd- und Forstgeschichte der Fürstäbte und Fürstbischöfe zu Fulda am Beispiel vom Ulmbach“ informiert Benedikt Mario Röder, Gerhard Lauer schreibt über die „rätselhaften Taufsteine von Sannerz und Herolz“ und Holger Herber macht in seinem Beitrag deutlich, wie sich der Sonnenstand im Jahreskreis auf die Beleuchtung des Innenraums der Kirche in Ulmbach während der kirchlichen Hochfeste auswirkt. Soviel lässt sich verraten: Das Kirchenschiff wurde so gebaut, dass das Tageslicht bei Sonnenaufgang an Maria Himmelfahrt – das ist der 15. August – genau in Längsachse der Kirche einfällt und die Figur der Maria einen Strahlenkranz erhält.
Bei der Vorstellung des Heimatbuches unterstrich Schriftleiter Giesemann die Vielgestaltigkeit der Veröffentlichung und das breite thematische Spektrum, das Wesentliches zur regionalhistorischen Forschung leiste. Er dankte Norbert Griebel für seinen „Jahresablauf im Bergwinkel“, der als Chronik über den Tag hinaus Bleibendes schaffe. Sein Dank galt auch Landrat Thorsten Stolz: „Der Main-Kinzig-Kreis hält als Herausgeber weiterhin am Bergwinkel Boten fest und macht es möglich, dass der Heimatkalender auch in Zukunft in gewohnter Form erscheinen kann. Das ist dem Kreis hoch anzurechnen.“
Der Bergwinkel Bote hat 180 Seiten und ist weiterhin für 8,90 Euro an folgenden Stellen erhältlich: GNZ-Kundencenter und Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen; Buchhandlung „Dichtung & Wahrheit“ in Wächtersbach; Stadtverwaltung in Bad Soden-Salmünster; Verkehrsbüro in Steinau; Gemeindeverwaltung und Elektro Melk in Sterbfritz, Kinzigtal Nachrichten, „Karmann’s Schöne Seiten“ und die Tourist-Info in Schlüchtern. Den Druck hat auch in diesem Jahr wieder das Druck- und Pressehaus Naumann übernommen.
Der Bergwinkel Bote entstand unter Mitwirkung folgender Autorin und zwölf Autoren sowie mit Unterstützung des Zentrums für Regionalgeschichte: Barbara Kruse, Dr. Bernd Giesemann, Norbert Griebel, Dr. Georg-Wilhelm Hanna (verstorben), Holger Herber, Horst Kunz, Gerhard Lauer, Ernst Müller-Marschhausen, Georg Post, Dr. Benedikt Mario Röder, Ulrich Schwind, Hermann Tilp und Bernd Ullrich.
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