„Erziehen ist vor allem eine Sache des Herzens“
10. NOvember 2025 - Das Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz hat in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum gefeiert: Seit 175 Jahren bietet die Einrichtung jungen Menschen Halt, Perspektive und ein sicheres Zuhause. Gegründet wurde sie 1850 von Kaplan Johann August Waldner als „katholische Erziehungs- und Rettungsanstalt zu Sannerz“. Seit 1946 führen die Salesianer Don Boscos das Zentrum – im Geist ihres Ordensgründers, der sich sein Leben lang den Bedürfnissen der Jugend verschrieben hat, wie an einem seiner Leitsätze deutlich wird: „Erziehen ist vor allem eine Sache des Herzens.“
Im Rahmen des Jubiläumsjahres besuchte Landrat Thorsten Stolz auf Einladung von Einrichtungsleiter Patrick Will das Zentrum im Bergwinkel. Als Zeichen der Wertschätzung überreichte er dem Team eine Glastrophäe – verbunden mit einem großen Dank: „Was Sie hier leisten, ist für viele junge Menschen lebensverändernd. Sie schaffen Perspektiven, wo andere keinen Weg sehen. Dafür danke ich Ihnen persönlich, aber auch im Namen des Main-Kinzig-Kreises sehr“, betonte der Landrat.
Derzeit leben 65 Jungen und männliche Jugendliche in Don Bosco Sannerz. Mädchen werden nicht betreut. Die jungen Menschen kommen überwiegend aus dem Main-Kinzig-Kreis, aber auch aus umliegenden Regionen – mitunter sogar aus Berlin oder Leipzig. Die Gründe: zu wenig Plätze, steigende Fallzahlen und immer komplexere Ausgangssituationen – und das bundesweit.
„Das Alter der Kinder sinkt seit Jahren“, informierte Einrichtungsleiter Patrick Will. „Wir nehmen inzwischen ab zehn Jahren auf – früher kamen die meisten erst mit 15 oder 16 zu uns.“ Die Kinder bringen häufig mehrere Herausforderungen zugleich mit: emotionale Beeinträchtigungen, Lern- und Leistungsstörungen oder psychische Störungsbilder. Das Regelschulsystem kann diesen Bedarfen nicht gerecht werden. Die Folgen sind gravierend: Wer in der Kindheit keine passende Unterstützung erhält, findet später oft keinen Weg in ein eigenständiges Erwachsenenleben.
Don Bosco Sannerz bietet das gesamte Spektrum der Kinder- und Jugendhilfe – vom offenen bis zum geschlossenen Bereich. Letztgenannter umfasst acht Plätze. Mit einem starken Personalschlüssel und einem dichten Netzwerk an Fachkräften werden die jungen Menschen individuell gefördert. Ziel ist der Hauptschulabschluss, ergänzt durch intensive pädagogische und therapeutische Begleitung.
„Wir arbeiten sehr praxisorientiert und schauen: Was kann ein Kind gut? Was macht ihm Freude?“, sagte Walburga Strott, Leiterin der Johann-August-Waldner-Schule. Individuelle Stundenpläne, passgenaue Förderung und therapeutische Maßnahmen gehören im Alltag dazu.
Berufliche Orientierung bietet das Zentrum in der Holz- und Farbtechnik, mit echten Ausbildungsperspektiven. „Zudem bilden wir selbst aus: pädagogische Fachkräfte über PIVA sowie im Dualen Studium Soziale Arbeit, in Kooperationen mit den Fachhochschulen in Frankfurt und Fulda“, so Michael Gärtner, einer der beiden Erziehungsleiter. Viele bleiben nach ihrem Abschluss – ein Qualitätsmerkmal, das für die Atmosphäre im Haus und das Erziehungskonzept spricht.
Nicht wenige der jungen Menschen, die nach Sannerz kommen, haben bereits zahlreiche Maßnahmen hinter sich – manchmal mehr als zehn. „Wir sind häufig die letzte Station, bevor Systeme versagen“, erklärte Erziehungsleiter Martin Lotz. „Hier bekommen sie erneut eine Chance.“ Daran hat sich seit 1850 nichts geändert: Schon damals fanden in Sannerz die Jugendlichen einen Platz, die andere Einrichtungen überforderten.
Die steigenden Zahlen und komplexeren Bedarfe stellen Don Bosco Sannerz vor Herausforderungen. Die Einrichtung plant daher einen Neubau – doch die Finanzierung ist noch nicht gesichert. „Die gesellschaftlichen Entwicklungen machen nicht vor unseren Türen halt. Wir wollen vorbereitet sein. Aber wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen“, machte Will deutlich.
Landrat Stolz sicherte zu, weiter an einem starken Schulterschluss festzuhalten: „Der Main-Kinzig-Kreis bleibt ein verlässlicher Partner an der Seite von Don Bosco Sannerz. Diese Arbeit ist unverzichtbar und verdient größte Unterstützung.“
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