Landrat Thorsten Stolz würdigt drei Heimatforscherinnen und –forscher

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Unser Bild zeigt Ehrende und Geehrte während der 34. Verleihung der Heimatmedaille (von links): Bürgermeister Andreas Bär (Nidderau), Erster Stadtrat Werner Wolf (Bad Soden-Salmünster), Preisträgerin Doris Müller (Bad Soden-Salmünster), Preisträger Helmut Brück (Nidderau), Preisträger Willi Sehm (Wächtersbach-Wittgenborn), Landrat Thorsten Stolz, Bürgermeister Andreas Weiher (Wächtersbach) und Christine Raedler (Leiterin Zentrum für Regionalgeschichte).

4. November 2022. - Doris Müller aus Bad Soden-Salmünster, Willi Sehm aus Wächtersbach und Helmut Brück aus Nidderau haben eines gemeinsam: Sie setzen sich in unterschiedlicher Weise für die Pflege ihrer Heimat und die Erforschung regionaler Geschichte ein. Für diese besonderen Verdienste überreichte ihnen nun Landrat Thorsten Stolz die Heimatmedaille 2022 des Main-Kinzig-Kreises als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung dieser Leistung. „Sie machen das ehrenamtlich, aus ihrem großen Interesse an Geschichten und Geschichte der Heimat, aus ihrer Überzeugung heraus. Deshalb freue ich mich, dass wir in diesem Jahr aus 21 Vorschlägen drei würdige Preisträger und Preisträgerinnen ermitteln konnten“, erklärte Landrat Thorsten Stolz während der Preisverleihung, die das Zentrum für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises organisiert hatte.

Das Motto der Ehrung für Heimatpflege und Geschichtsforschung geht auf den Märchensammler, Sprach- und Literaturwissenschaftler Jacob Grimm (1785 - 1863) zurück, der sagte: „Wer seine Heimat liebt, muss sie auch verstehen; wer sie aber verstehen will, muss überall in ihre Geschichte zu dringen suchen.“ Das Weitertragen von Heimatgeschichte von Generation zu Generation werde durch die Verleihung der Heimatmedaille gefördert, als Anerkennung für die Bemühungen um eine lebendige Erinnerungskultur. „Das Bemühen darum gibt Halt, Orientierung und bedeutet Verlässlichkeit. Deshalb ist die Erforschung unserer Heimatgeschichte nach wie vor aktuell. Vor allem weil es dabei nicht nur um die großen Namen der Geschichte geht, sondern auch ganz oft um ganz einfache Leute oder echte Originale“, betonte Thorsten Stolz.

Seit 1988 entscheidet der Kreisausschuss, wer die Heimatmedaille bekommen soll. „Durch unsere Würdigung werden interessante Aspekte und Bereiche der Heimatpflege und Geschichtsforschung ins öffentliche Licht gerückt, so dass sie auf der einen Seite nicht in Vergessenheit geraten und auf der anderen Seite ganz neu entdeckt werden können“, sagte Thorsten Stolz und fügte hinzu: „Dabei geht es uns auch darum, Danke zu sagen und andere anzuspornen, sich ebenfalls einzubringen.“

Alle drei Geehrten haben sich jahrzehntelang und kontinuierlich mit herausragenden Leistungen für eine lebendige Erinnerungskultur im Main-Kinzig-Kreis eingebracht, auf ganz unterschiedliche Weise. Doris Müller aus Bad Soden-Salmünster engagiert sich seit 1996 im Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins Bad Soden-Salmünster, der innerhalb von vier Jahren mit viel Eigenleistung eine 300 Jahre alte Hofreite saniert und darin mit viel Umsicht und Herzblut ein Heimatmuseum zum Thema „Altertümliches Leben“ aufgebaut hat. Doris Müller kümmert sich als Leiterin des Museums um den Betrieb. Dazu gehört die Organisation der Aufsicht mit Ehrenamtlichen, aber auch die Pflege des Museumsarchivs. „Gerade die Sonderführungen im Museum für Schulkinder und die Teilnahme des Museums an den städtischen Ferienspielen bringen jungen Leuten längst vergangenes Leben und den Alltag der damals lebenden Menschen sehr eindrücklich näher. Doris Müller bietet Geschichte zum Anfassen“, unterstrich Landrat Stolz. Auch als Stadtführerin ist die 70-Jährige seit 1996 in den beiden Stadtteilen Bad Soden und Salmünster unterwegs und schlüpft dafür auch in historische Gewänder. „Mit Doris Müller hat der Heimat- und Geschichtsverein Salmünster einen verlässlichen Pfeiler für sein Vereinsleben. Sie versteht es hervorragend, längst vergangene Zeiten erlebbar zu machen, so bleiben Geschichten und Geschichte besonders gut im Gedächtnis haften“, erklärte der Landrat. Für die Stadt Bad Soden-Salmünster beglückwünschte Erster Stadtrat Werner Wolf die Geehrte. Sie leiste eine hervorragende Arbeit – als Stadtführerin, aber auch durch ihre überaus engagierte Tätigkeit im Heimat- und Geschichtsverein und speziell im Heimatmuseum.

Willi Sehm aus Wächtersbach-Wittgenborn ist Leiter des Töpfermuseums Wittgenborn, das ein kulturelles und heimatgeschichtliches Glanzlicht der Stadt Wächtersbach ist. „Die Töpferei war an diesem Ort über Jahrhunderte hinweg eine wichtige Erwerbsquelle, die Erzeugnisse waren überregional geschätzt. Willi Sehm, der selbst aus einer Töpferfamilie stammt, hat dem Museum viele Exponate gestiftet und eine Dokumentation über die Wittgenborner Töpfergeschichte erstellt“, sagte Landrat Stolz. „Wenn Willi Sehm die Gäste des Museums durch die Räume führt, dann haben diese einen äußerst sachkundigen Ansprechpartner, der die Ausstellungen bestens erläutern kann, da er diese selbst zusammenstellt und bestens darüber Bescheid weiß“, stellt Landrat Stolz fest. Willi Sehm hat auch die Verbindung Wittgenborns mit dem Impressionisten Robert Sterl (1867 – 1932) aus Ostdeutschland herausgearbeitet, der ein Atelierhaus im Ort besaß. Sterl studierte und porträtierte die Töpfer im Ort in den Jahren zwischen 1894 und 1904 und dokumentierte deren körperlich harte Arbeit beim Tonstechen, Töpfern bis hin zum Brennen. „Durch seine akribische Aufarbeitung der Wittgenborner Töpfergeschichte hat Willi Sehm die Geschichte seines Heimatortes für die Nachwelt als Wissensschatz erschlossen. Er ist damit ein Heimatpfleger im besten Sinne“, unterstrich Thorsten Stolz. Bürgermeister Andreas Weiher würdigte den 72-jährigen Preisträger, der sein Engagement für das Töpfermuseum mit Haut und Haaren lebe. „Die Töpfergeschichte seines Heimatortes hat Willi Sehm aufwendig in dem lesenswerten Buch ,Karl Hix II., Töpfermeister‘, zusammengefasst“, sagte Andreas Weiher und beglückwünschte auch die übrigen Aktiven des Heimat- und Geschichtsvereins sowie jene, die sich um den Erhalt des Backhauses/Töpfermuseums kümmern.

Helmut Brück aus Nidderau-Ostheim ist Gründungsmitglied des Geschichtsvereins Heldenbergen und war bis 2017 im geschäftsführenden Vorstand des Vereins tätig. Von 1989 bis 2021 war Helmut Brück Vorsitzender des Arbeitskreises „Nidderauer Hefte“ der Stadt Nidderau, später umbenannt in „Arbeitskreis Stadtgeschichte“. Der maßgebliche Kopf hinter der Entstehung dieser Publikationen war Helmut Brück. Er zeichnete verantwortlich für die Veröffentlichungen des Arbeitskreises, die Hefte 9 bis 16 entstanden unter seiner Leitung. „In dieser Funktion trug er maßgeblich dazu bei, dass die unterschiedlichsten Aspekte der Stadt Nidderau dokumentiert und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden“, erklärte Landrat Thorsten Stolz. Der 73-jährige Geehrte übernimmt aber auch Ortsführungen und hält Vorträge zur Geschichte und Kultur der Region. Ein besonderes Steckenpferd ist ihm die Musik, hier hat er sich auf traditionelle Volksmusik konzentriert und tritt allein oder als Duo „EigenArt“ zusammen mit Kirsten Ludanek auf und spielt historische Liedstücke aus neun Jahrhunderten mit Gitarre, Laute, Cornamuse und Dudelsack. Bürgermeister Andreas Bär würdigte Helmut Brück als Menschen, der sich ein sehr breitgefächertes und tiefes Wissen auf seinem Forschungsgebiet angeeignet habe. „Menschen wie Helmut Brück sind für unsere Gesellschaft wichtig, denn sie übernehmen durch ihr unermüdliches Engagement eine Vorbildfunktion“, sagte er.

Die Geehrten bedankten sich für die Auszeichnung und auch bei ihren Weggefährten und Familien, die sie über viele Jahrzehnte hinweg bei ihrem Wirken unterstützt haben. Helmut Brück gab eine Kostprobe seines musikalischen Könnens und trug ein aus der Zeit der gescheiterten deutschen Revolution von 1848/49 stammendes vertontes Gedicht vor, wobei er sich selbst auf der Gitarre begleitete. Stefanie Woelke (Gesang) und Felix Ponizy (Klavier) sangen und spielten Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Loewe und Karl Friedrich Zelter. An den offiziellen Teil schloss sich ein kleiner Empfang an, der Gelegenheit zum Austausch bot.