Zeichen setzen für die Vielfalt der Lebensentwürfe

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Landrat Thorsten Stolz (Mitte) und Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann (links) hissten gemeinsam mit Steve Euler (Zweiter von links), Vorsitzender des Vereins Queer*Main-Kinzig, sowie Nicole Dein, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, und Ulrike Schmid, stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftrage, am IDAHOBIT-Aktionstag die Regenbogenfahne, Symbol für die Vielfalt der Lebensformen.

23. Mai 2024 - Die Zahl der von der Polizei registrierten Straftaten gegen queere Menschen ist gestiegen. Im Jahr 2022 waren es bundesweit 1005 Straftaten, die sich laut Statistik gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und intersexuelle Menschen richteten. Weit mehr als ein Fünftel davon waren Gewalttaten. Im vergangenen Jahr sind die Zahlen noch einmal gestiegen. Die Dunkelzíffer dürfte noch höher liegen: Aus Scham oder Angst gehen nicht alle Betroffenen nach Anfeindungen oder Übergriffen zur Polizei.

„Die Zunahme an Delikten ist ebenso erschreckend wie unannehmbar. Der Kreisspitze des Main-Kinzig-Kreises ist es ein großes Bedürfnis, ein weithin sichtbares Zeichen der Solidarität mit Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen zu setzen. Ihre Rechte müssen gestärkt und geschützt werden – im Main-Kinzig-Kreis wie auf der ganzen Welt “, sagte Landrat Thorsten Stolz am IDAHOBIT-Aktionstag im Main-Kinzig-Forum. Der IDAHOBIT – Internationaler Tag gegen Homo-, Bi- Inter- und Transphobie – erinnert seit 2005 an jenen Tag vor 31 Jahren, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität nicht mehr als Krankheit zu klassifizieren. Die Regenbogenfahne wiederum ist Symbol der Vielfalt der Lebensformen, der Toleranz, Akzeptanz und Offenheit. Gemeinsam mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Andreas Hofmann, Steve Euler, Vorsitzender des Vereins Queer* Main-Kinzig, sowie Nicole Dein, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, und Ulrike Schmid, stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftrage, hisste er am Freitag die Regenbogenfahne.

Landrat Thorsten Stolz und der Erste Kreisbeigeordnete Andreas Hofmann ermunterten Bürgerinnen und Bürger dazu, ebenfalls starke Zeichen zu setzen. „Alle Menschen haben ein Recht darauf, so frei zu leben, wie sie es für richtig halten – solange sie die Freiheit anderer nicht einschränken. Es geht am IDAHOBIT nicht darum, Sonderrechte zu propagieren. Es geht um Grundrechte. Hass, Hetze und Gewalt dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft bekommen. Die Welt ist vielfältig und ebenso vielfältig sind die Menschen, die in ihr leben. Wir wollen dieses Signal am IDAHOBIT weithin vernehmbar aussenden“, so der Landrat und Andreas Hofmann ergänzte: „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig auf allen Ebenen, privat und am Arbeitsplatz, im Freundeskreis und im öffentlichen Raum für die Vielfalt der Lebensformen einzutreten und Diskriminierung, Beleidigung oder gar Gewalt abzuwehren.“ Das sei vor allem für junge queere Menschen wichtig. Sie sollten Unterstützung erhalten, um ihren Platz zu finden, besonders, wenn er von tradierten Lebensentwürfen abweiche.

Diese Einschätzung teilt Steve Euler: „Für Jugendliche und junge Erwachsene ist die eigene Identität, Identitätssuche und Genderidentität ein großes Thema. Es gibt immer mehr junge Menschen, die sich nicht als hetero definieren und das binäre Weiblich-Männlich-System hinterfragen. Sie sind freier, aber möglicherweise unsicher. Ein tolerantes, akzeptierendes Umfeld ist da wichtig.“ Wie er weiter ausführte, wolle Queer* Main-Kinzig in diesem Jahr am IDAHOBIT und darüber hinaus auf Missstände im Hinblick auf queere Themen hinweisen: „Das Genderverbot, das die Hessische Landesregierung für Universitäten veranlasst hat, aber auch die Abschiebung queerer Menschen in sogenannte Sichere Herkunftsländer ist für die queere Community ein Schlag ins Gesicht.“ Die Situation queerer Menschen werde weltweit schwieriger. Außerdem wolle der Verein das neue Selbstbestimmungsgesetz im Kreis bekannt machen und thematisieren. Das Gesetz sei zwar ein Fortschritt, weise aber noch viele Lücken auf, die es Transgender Menschen weiterhin schwermache. Dazu wolle der Verein aufklären und damit verhindern, dass das Thema instrumentalisiert werde, um Transgender Menschen auszuschließen oder um Ängste zu schüren. „Außerdem möchten wir die Menschen im Kreis für das Thema "Strafbarkeit von Homosexualität" sensibilisieren. Hierzu dient zum einen der IDAHOBIT, der den Paragraphen §175 im Datum trägt. Wir müssen aber auch darauf aufmerksam machen, dass noch in über 20 Ländern Homosexualität unter Strafe steht, unter anderem auch die Todesstrafe. Erst kürzlich wurde diese wieder in 2 Ländern eingeführt. Es sollte ein gemeinschaftlicher Gedanke im MKK sein, dass wir kein Zurück zum §175 möchten und auch keine Kennzeichnung durch einen Rosa Winkel“, so Steve Euler.

Der Verein Queer* Main-Kinzig bietet zahlreiche Veranstaltungen und Treffs an. Neu ist ein Jugendtreff in Kooperation mit pro familia in Schlüchtern. Er heißt Coming Proud, richtet sich an junge queere Menschen und findet am zweiten und vierten Freitag im Monat statt, jeweils um 16 Uhr. Weitere Informationen auf www.queermainkinzig.de.