Projekt der Main-Kinzig Akademie für Gesundheit im Awo-Sozialzentrum Wächtersbach / Spenden und Instrumente für Musik AG gesucht

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Die Auszubildenden mit ihren Musikinstrumenten und einer Portion Lampenfieber kurz vor dem Auftritt im Awo-Sozialzentrum Wächtersbach. Vierte von links: Die Leiterin der Akademie für Gesundheit, Anett Taranko; rechts: Michael Oehm, Fachbereichsleiter Pflegefachpersonen.

03. Juni 2024 - Eine Dame in der ersten Reihe juchzte laut, als die Azubi-Band den Udo-Jürgens-Klassiker anstimmt: „Aber bitte mit Sahne!“ kennt jeder, und auf vielen Gesichtern leuchtete ein Lächeln auf. Die Reihen in dem zum Konzertsaal umfunktionierten Raum des Awo-Sozialzentrums Marie-Juchacz-Haus in Wächtersbach füllten sich schnell, als die ersten Noten von Keyboard, Schlagzeug und E-Gitarre erklangen und eine weibliche und zwei männliche Stimmen dazu bekannte Lieder anstimmten.

Die angehenden Pflegefachfrauen und -männer im dritten Ausbildungsjahr hatten sich für das Projekt „Eigeninitiative und Kreativität“ etwas ganz Besonderes ausgedacht: Da in dem Jahrgang einige musikalische Azubis sind, entstand die Idee, gemeinsam Musik zu machen und damit den Menschen im Pflegeheim Freude zu schenken. Und das gelang auf Anhieb: Philipp Jung (Schlagzeug), Anna Zahurska (E-Gitarre), David Milanés Batista (elektronisches Klavier), Magdalena Roush, Hamza Benkirane und Jannik Jöckel (alle Gesang) sorgten mit ganz unterschiedlichen Musikstücken – mal fröhlich, mal nachdenklich, mal Beatles („Imagine“), mal Schlager („Griechischer Wein“) - für Abwechslung, gute Stimmung und viel Gesprächsstoff. Ein Highlight: Der Gospel „Amazing Grace“ als Solo gesungen von Magdalena Roush.

Alle Azubis hatten gemeinsam die Idee entwickelt und die Veranstaltung völlig selbständig bis ins Detail geplant und umgesetzt. „Mit dem Projekt sollte etwas Menschenfreundliches und Positives erreicht werden, etwas, das Menschen in schöner und nachhaltiger Erinnerung bleibt“, erzählte Michael Oehm, Fachbereichsleiter Pflegefachpersonen an der Akademie für Gesundheit, die zur Main-Kinzig-Akademie für Gesundheit und Pflege gehört. Die 2023 gestartete Main-Kinzig-Akademie ist eine Kooperation der kommunalen Pflegeschulen des Main-Kinzig-Kreises, zu der neben der Akademie für Gesundheit auch die Aus- und Fortbildungsinstitute der Alten- und Pflegezentren des Kreises in Rodenbach und Gelnhausen gehören.

Das Projekt ist fester Teil der Ausbildung und findet einmal im ersten und einmal im dritten Ausbildungsjahr statt. Fachbereichsleiter Oehm erklärte den Hintergrund so: „Neben Fachwissen und dem Lernen und Anwenden bezugswissenschaftlicher Kenntnisse sind Eigeninitiative und Kreativität zentrale persönliche Voraussetzungen, um Verantwortung für Patienten übernehmen zu können.“ Die Leiterin der Akademie für Gesundheit, Anett Taranko, ließ sich das Konzert nicht entgehen – und war „total stolz“ auf ihre Azubis. „Sie haben monatelang in ihrer Freizeit geprobt“, verriet sie. Aus dem Projekt sei sogar eine Musik AG entstanden. Dafür wird noch Unterstützung gesucht. Azubi Jannick Jöckel: „Wir brauchen einen Monitor für die Anlage, ein Mikrofon, Lautsprecherboxen und Instrumente, also Gitarre, Schlagzeug und Keyboard.“ Die Azubis haben ihre Privatinstrumente zur Verfügung gestellt, doch da sie in diesem Jahr die Ausbildung abschließen, werden Spenden und Instrumente benötigt, damit die Musik AG weitergehen kann. Wer helfen möchte, wendet sich bitte per E-Mail an akademie@mkkliniken.de.

Vor dem musikalischen Teil hatte die Auszubildende Romy Michael bereits eine Weiterbildung für die Mitarbeitenden des Awo-Sozialzentrums angeboten. In ihrem Vortrag „Worte wie Medizin“ sprach sie darüber, dass nicht nur pflegerisch-medizinische Interventionen, sondern auch der Umgang und die Wortwahl auf die Patienten wirken. „Der Patient befindet sich etwa vor einer OP in einer Ausnahmesituation, das verlangt eine besondere Kommunikation“, erklärte Romy Michael. Sie sensibilisierte für Aussagen, die als negative Suggestionen ankommen und gab Beispiele, wie man sie durch positive Formulierungen ersetzen kann. Beispiel: Statt „Achtung, jetzt piekst es“ lieber sagen „Ich gebe Ihnen nun eine örtliche Betäubung, damit es für Sie angenehmer wird.“

Ein Teil des Ausbildungsjahrgangs hatte am selben Tag auf dem Hammersbacher Weiherhof ein Pferdeprojekt für Kitakinder durchgeführt, ebenfalls mit viel Herzblut und großem Erfolg.