Riskanter Drogenkonsum: Eine weit verbreitete Gefahr

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Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, Dagmar Wieland vom Diakonischen Werk sowie Marcus Arazi vom Jugendamt (von links) begrüßten rund 100 Gäste im Main-Kinzig-Forum zum HaLT-Netzwerktreffen.

24. Juni 2024 - In der bundesweiten Aktionswoche zur Alkoholprävention haben sich im Main-Kinzig-Forum zahlreiche Beratungsstellen und Ansprechpersonen zum Netzwerktreffen zusammengefunden. Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen und die Standorte des Programms „HaLT – Hart am Limit“ in Hessen haben dabei die Auswirkungen des Alkoholkonsums in den Fokus genommen, so auch im Main-Kinzig-Kreis. Der Schwerpunkt der Netzwerkveranstaltung in Gelnhausen lag diesmal auf riskantem Medikamentenkonsum und Mischkonsum mit Alkohol.

Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, begrüßte gemeinsam mit Marcus Arazi vom Jugendamt und Dagmar Wieland vom Diakonischen Werk die rund 100 Gäste, darunter auch den Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Fördervereins Suchtprävention Main-Kinzig, Michael Reul, sowie Pfarrerin Ute Engel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Main-Kinzig. „Ein Vernetzen vieler verschiedener Bereiche birgt neben vielen anderen Synergieeffekten auch die Chance, dass wir öffentlich breiter über die Gefahren aufklären können und mehr Menschen erreichen“, so Lenz.

Der Blick richtete sich insbesondere auf die Zielgruppe der Jüngeren. Auf dem Weg ins Erwachsenenleben testen Kinder und Jugendliche ihre Grenzen und probieren sich aus. Beim Konsum von Alkohol und anderen Substanzen führt das jedoch teilweise zu einem riskanten Konsum. Jährlich werden immer noch hunderte hessische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aufgrund von Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert. Im Jahr 2022 waren es 802 bei den unter 22-Jährigen. Häufig waren es Mischintoxikationen, also Alkohol in Verbindung mit anderen Substanzen. Problematischer und exzessiver Alkoholkonsum im Jugendalter führt nicht nur zu persönlichen Gesundheitsschäden wie Alkoholvergiftungen, Störung der Gehirnfunktionen oder die Beeinträchtigung der Seh- und Bewegungsfähigkeit. Die enthemmende Wirkung von Alkohol kann zu aggressivem Verhalten führen. Die Risikobereitschaft steigt, und damit die Unfallgefahr.

Dr. Astrid Schröter, Oberärztin am Klinikum Hanau, gab einen tiefen Einblick in das Thema Medikamenten-Abhängigkeit, sowohl zur Verteilung in der Bevölkerung als auch zur medizinischen Wirkung unterschiedlicher Präparate. Daran schloss sich ein Input von Professor Dr. Bernd Werse vom Institut für Suchtforschung an der University of Applied Sciences in Frankfurt. Er referierte zum Thema „Oxies, Xannies, Lean und Tilidin – Medikamente als Drogen in der Jugendszene“.

In den anschließenden Diskussionen brachten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer mit anonymisierten Beispielen aus der Praxis ein. Dabei bemängelten sie die zum Teil schlechte Kenntnis der Betroffenen beziehungsweise unzureichende Aufklärung über leicht erhältliche Medikamente. Insbesondere die Kombination mit Alkohol würde oftmals unterschätzt werden.

In der Altersgruppe bis 21 Jahren sei der Alkoholkonsum besonders ungesund und auch gefährlich, wie die Fachleute immer wieder betonten. Die Konsequenzen des übermäßigen Alkoholkonsums von Jugendlichen seien weitreichend und vielfältig. Hinzu kämen dann mitunter zu häufige und überdosiert eingenommene Medikamente – teils als Reaktion auf die Folgen des problematischen Konsums anderer Suchtmittel. Ein Teufelskreis.

Dr. Schröter schaute sich in ihrem Vortrag die Gruppe der von Medikamentenabhängigkeit Betroffenen etwas genauer an. Neben den Jugendlichen seien auch Erwachsene betroffen. Hinsichtlich Schulabschluss oder beruflicher Stellung gebe es keine Unterschiede. Sehr wohl sehe man jedoch eine stärkere Betroffenheit bei Frauen aufgrund äußerer Faktoren, die weit häufiger auf Frauen einwirkten als auf Männer, etwa der hohe Druck aus Familienarbeit und Pflege, aber auch eine Akzeptanz von psychischen Belastungen und deren medikamentöse Behandlung, bis hin zu einem anderen Verschreibungsverhalten von Ärzten. Ebenfalls stärker betroffen seien Menschen mit geringerer beruflicher Sicherheit, die eben zur vermeintlichen Leistungssteigerung und längeren Belastbarkeit Präparate einnehmen.

Im Main-Kinzig-Kreis beschäftigen sich Marcus Arazi vom Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises und Dagmar Wieland vom Diakonischen Werk seit vielen Jahren mit diesen Themen. Erstmals ist die HaLT-Netzwerkveranstaltung als Kooperationsprojekt mit dem Arbeitskreis Betriebliche Suchtberatung/Suchtprävention aufgelegt worden, bei dem das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr gemeinsam mit der Fachstelle für Suchtprävention des Diakonischen Werks federführend ist. Ziel ist eine noch größere ämterübergreifende Zusammenarbeit.

Arazi und Wieland dankten den vielen Teilnehmenden. Es sei wichtig, sich regelmäßig neu zu informieren und gegenseitig auf dem aktuellen Stand zu halten. Denn wichtig sei, eine verständliche, fundierte und wirksame Ansprache an Betroffene und deren Angehörige zu erreichen.