Mitfiebern, miterleben, mitlernen

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Beim Deutschsommer dreht sich viel um Kreativität und gemeinsame Aktivitäten, aber vor allem verbessern die Maintaler Grundschülerinnen und Grundschüler ihre Deutschkenntnisse. Landrat Thorsten Stolz (stehend, Dritter von rechts) sowie weitere Gäste bedankten sich beim Deutschsommer-Team für dessen Engagement.

19. Juli 2024 - Gelegentlich sieht es wie normaler Deutschunterricht in Grundschulen aus. Und doch ist es etwas Anderes, was derzeit an der Villa Kunterbunt in Maintal veranstaltet wird: Zum zweiten Mal gibt es den Deutschsommer für Maintaler Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen. Spielerisch verbessern sie ihre Deutschkenntnisse, spielen Theater, basteln und werden am Ende, nach drei Wochen, ein großes Gemeinschaftsprojekt aufführen. Es geht mehr als nur um die deutsche Sprache – und doch sind die Effekte in diesem Bereich schon nach den drei Wochen beachtlich.

Landrat Thorsten Stolz besuchte die Bischofsheimer Grundschule in der ersten Deutschsommer-Woche und freute sich, dass das Angebot fast vollständig ausgelastet ist, dass also aus der Büchertalschule, der Fritz-Schubert-Schule, der Waldschule und der Werner-von-Siemens-Schule sowie der Villa Kunterbunt selbst insgesamt 29 Kinder täglich die Einrichtung besuchen „und immerhin von 8.30 bis 15.30 Uhr konzentriert mitmachen, obwohl das in den Ferien und auf freiwilliger Basis überhaupt nicht selbstverständlich ist“: „Das Ganze fühlt sich für die Kinder an wie Ferienspiele mit einem starken roten Faden und gemeinsamen Aktionen, nur eben an der Schule. Es geht viel um Kreativität und Sozialkompetenz. Der Lerneffekt kommt eher nebenbei, und das ist das Erfolgsrezept des Deutschsommers“, sagte Stolz.

Zur Besucherdelegation gehörte auch Silke Siekemeyer, Leiterin des Staatlichen Schulamts in Hanau, die von Schulleiterin Jana Schmidt durch die Deutschsommer-Klassen geführt wurde. Siekemeyer erklärte, dass die Konzepte des Deutschsommers von Kommune zu Kommune unterschiedlich seien. Hessenweit gebe es 16 Deutschsommer, davon drei innerhalb des Landkreises: in Hanau, Gelnhausen und Maintal. In Maintal gehe es stark um eine theaterpädagogische Herangehensweise. Die Grundlage bildet der Roman „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren. Die Kinder fiebern bei den Abenteuern der Hauptfigur des Buchs mit, sie erleben Emotionen im Theaterspiel hautnah und verbessern Wortschatz, Grammatik und Aussprache ganz wesentlich, wie Sprachstands-Messungen ergeben. Wie es sich auf einer Burg lebt, erfahren die Kinder in Kürze auch noch, nämlich bei einem Ausflug auf die Ronneburg.

Schon bei der ersten Auflage in der Stadt im vergangenen Jahr hatte Ismail Cörten, Koordinator des Deutschsommers in Maintal, den Theater-Schwerpunkt gesetzt. „Es ist beeindruckend, wie direkt die Kinder sind und wie schnell sie auch ihre Zurückhaltung ablegen und sich voll einbringen“, sagte Cörten.

Einen großen Dank verteilten Thorsten Stolz, Silke Siekemeyer und Horst Günther, Geschäftsführer der Bildungspartner Main-Kinzig, an das Standortteam, dessen Begeisterung für die Sache unübersehbar und hörbar war. Silke Siekemeyer schloss die Grundschulen ausdrücklich mit ein: „Der Erfolg des Deutschsommers beginnt mit der Unterstützung durch die Schulen, die das Konzept mittragen und schon frühzeitig nach Kindern schauen, die für diese Förderung infrage kommen.“ An den Standorten Maintal und Gelnhausen kooperieren das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis und der Main-Kinzig-Kreis. Träger des Projekts sind die Bildungspartner Main-Kinzig in Zusammenarbeit mit den beteiligten Schulen. Horst Günther sprach ebenfalls von einer guten Kooperation mit den Grundschulen: „Wir kümmern uns darum, dass Kinder und Betreuende alles haben, was sie für das Gelingen des Projekts und für gemeinsames Lernen brauchen, vom Essen über die Stifte bis hin zum Kleber. Wir helfen hier gerne mit, denn das Konzept ist einfach überzeugend. Der Erfolg hat sich auch längst herumgesprochen.“ Vergangenes Jahr nahmen noch 20 Kinder teil, diesmal schon 29. Alle Beteiligten wünschen sich schon jetzt eine Fortsetzung im nächsten Jahr.

Ungewohnte Verstärkung erhalten die Kinder in Maintal obendrein: Ab dem fünften Tag des Deutschsommers ist ein Schulhund mit dabei, wenn die Requisiten für die Theateraufführung gezimmert, die Kostüme vorbereitet, Tänze erdacht und die Rollen einstudiert werden. Wobei: Geprobt wird überwiegend zu Hause, wie Ismail Cörten berichtete. Niemand würde das Wort „Hausaufgaben“ in den Mund nehmen, Stichwort Freiwilligkeit. Doch die Kinder wollen ja, dass ihr Theaterstück am Ende gut ankommt. Also muss eben zu Hause auch noch was getan werden.

Gemeinsame Mahlzeiten, bei denen sich alle unterhalten, gehören zum Konzept, ebenso das gemeinsame Spiel. Vormittags überwiegt der schulische Schwerpunkt, am Nachmittag wird mehr getanzt, Fußball gespielt, entspannt oder kreativ gewerkelt.

Landrat Thorsten Stolz dankte allen Akteurinnen und Akteuren für deren großes Engagement. „Die deutsche Sprache ist die Grundlage für schulischen Erfolg, persönliche Entwicklung in unserer Gesellschaft und letztlich Eigenständigkeit. Da ist es gut, wenn in diesem Projekt alle an einem Strang ziehen und Kindern diese Grundlagen bieten und verbessern“, erklärte der Landrat.

Der Deutschsommer geht auf eine Initiative der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main zurück. Im Main-Kinzig-Kreis fand das Projekt erstmals 2021 in Gelnhausen statt, wobei sich Landrat Thorsten Stolz für die Etablierung des Deutschsommers an den Schulen in der Barbarossastadt und in Maintal persönlich eingesetzt hatte. Gefördert wird das Projekt durch das Land Hessen.