Mit 400 Einsatzkräften gegen die Zeit

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4. Dramatik im Szenario an der Bahn-Entladestelle: Mehrere Personen geraten unter einen Güterwaggon. Die Feuerwehren und Rettungsdienste bereiten die Rettung vor.

03. September 2024 - Dutzende Einsatzfahrzeuge, vielfaches Sirenengeheul in Großkrotzenburg und Umgebung, mehrere hundert Einsatzkräfte auf dem Uniper-Gelände, Hubschraubereinsatz, verzwickte Einsätze: Die Katastrophenschutz-Übung des Main-Kinzig-Kreises hat am Samstag (31.8.) von den Feuerwehren, Rettungsverbänden und der Werkfeuerwehr Staudinger viel Können und feinstes Teamwork abverlangt. Insgesamt sechs Szenarien waren zu bewältigen, darunter die spektakuläre Bergung eines PKW und Rettung der vermeintlich verunglückten Insassen im Hafenbecken des Mains, für die auch ein Helikopter im Einsatz war. Nach fast fünf Stunden hatten die Katastrophenschutz-Einheiten alle Übungsaufgaben gemeistert.

Das Gelände des Kraftwerks Staudinger, das Uniper dem Main-Kinzig-Kreis für die inszenierten Schadensfälle zur Verfügung gestellt hatte, eignete sich besonders gut für die Vielfalt der Einsätze. Die Herausforderung für die Einheiten und Verbände lag zudem darin, die Einsätze parallel abzuwickeln, was insbesondere vor dem Hintergrund vieler verletzter Personen – gespielt von rund 30 Mimen – logistisches und planerisches Geschick erforderte, neben dem Zusammenspiel von Rettungskräften und Betreuungs-Einheiten.

„Solche hochkomplexen Einsätze, mit so unterschiedlichen einzelnen Schadenslagen sind ja äußerst selten für Feuerwehren und Hilfs- und Rettungsverbände. Umso wichtiger ist es, dass wir sie in regelmäßigen Abständen konstruieren und im Haupt- und Ehrenamt üben“, erklärte Landrat Thorsten Stolz. Das gebe denjenigen mehr Sicherheit, die im Ernstfall für die Sicherheit und Gesundheit anderer anrückten. „Die gut 400 Frauen und Männer haben das wirklich großartig gemacht, ich spreche meinen Respekt aus“, so Stolz.

Für das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr drückte Amtsleiter Dr. Wolfgang Lenz seinen Dank aus, sowohl in Richtung der Einsatzkräfte als auch an die Kolleginnen und Kollegen aus seinem Amt, die den Übungstag vorbereitet hatten. „Eine Übung dieser Größenordnung plant man nicht mal eben im Handumdrehen. Mehrere Sachgebiete haben in der Planungsphase ihre Expertise eingebracht und waren natürlich auch während des Übungstags auf dem Staudinger-Gelände dabei. Diese Mühe hat sich gelohnt. Die Szenarien waren sehr realistisch und steckten ganz bewusst voller Tücken, die es zu bewältigen galt“, so Lenz.

Die ersten Sirenen ertönten gegen 9 Uhr. Und danach noch einige Male, denn angenommen wurden nicht weniger als sechs komplexe Szenarien: Ein Auto mit mehreren Insassen verunglückt im Main. Personen werden im Kohlekreislager verschüttet und vermisst. In 40 Metern Höhe bricht eine Person zusammen, muss internistisch behandelt und durch die Höhenrettungsgruppe gesichert und abgeseilt werden. Mehrere Personen geraten unter einen Güterwaggon im Bereich der Bahn-Entladestelle. Bei einem Gerüsteinsturz werden gar zehn Personen verschüttet und schwer verletzt. Als sechste Aufgabe kam da – fast selbsterklärend – noch der Aufbau eines Behandlungsplatzes durch die Sanitäts- und Betreuungszüge des Main-Kinzig-Kreises für die Versorgung all dieser Verletzter hinzu.

In kurzen Abständen wurden Feuerwehren, Einheiten des DLRG, Deutschen Roten Kreuzes, Arbeiter-Samariter-Bundes, Malteser Hilfsdienstes, der Johanniter-Unfall-Hilfe und eben auch ein Helikopter der Johanniter alarmiert. Die Reichweite der Alarmierungen erstreckte sich von Maintal bis Sinntal. Außerdem wurden überörtliche Einheiten aus Offenbach und der Wetterau mit in die Szenarien eingebunden. Umliegende Straßenzüge und Plätze mussten als Sammelplätze eingerichtet und mitgenutzt werden, um die Vielzahl an Fahrzeugen und Einsatzeinheiten zu koordinieren – ebenfalls eine der Aufgaben im Rahmen dieser Großübung.

Einen besonderen Dank richtete der Landrat an das Unternehmen Uniper für das Mittun in der Vorbereitung wie auch am Übungstag, stellvertretend an Kraftwerksleiter Andreas Armenat, Jan-Michael Bott, Leiter Quality and Performance im Kraftwerk Staudinger und an Sebastian Klein, Leiter der Werkfeuerwehr. „Unser Team vom Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr konnte über die monatelange Vorbereitungszeit ständig auf den Rat und die Mitarbeit von Uniper bauen, auch auf die Zustimmung des Unternehmens, den Zutritt für so viele Bereiche des Geländes zu erhalten. Dadurch konnten wir eine umso komplexere Übungslandschaft für die Einsatzkräfte aufbauen“, erklärte Stolz. Ein Verpflegungsteam von Uniper versorgte zudem am Übungstag in der Werkskantine die Beteiligten.

Für die externe Übungsleitung sowie das Team des Gefahrenabwehrzentrums, bei dem die Federführung für die Großübung lag, begann der Tag schon deutlich vor 9 Uhr. Nach Abschluss aller Arbeiten geht die Arbeit in den folgenden Wochen noch weiter; die Detailauswertung der Übung steht an, im Austausch mit den beteiligten Wehren und Organisationen. Kreisbrandinspektor Markus Busanni stimmte der ersten Einschätzung von Landrat Thorsten Stolz schon mal zu, dass die Abläufe „sehr gut aussahen und die Einsätze überlegt in Angriff genommen wurden“. „Der Stresspegel ist auch in einer Übungssituation natürlich hoch. In den einzelnen Szenarien sind durchaus ein paar Nüsse zu knacken. Ich finde es deshalb bemerkenswert, welche Ruhe und Professionalität die Einsatzkräfte hier gezeigt haben und dass sie eigentlich überall recht schnell gute Lösungen gefunden haben“, so Busanni.