„Möbel made in Germany“ in fünfter Generation

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Kreisbeigeordneter Jannik Marquart (Zweiter von links) und Vanessa Ziegler (links), Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises, wurden von Karl Friedrich Rudolf, dessen Frau Heike Ries-Rudolf (Zweite von rechts) und Tochter Marie Rudolf (rechts) empfangen und führten ein Informationsgespräch.

27. September 2024 - „Möbel made in Germany“: So lautet der Slogan der Möbelfabrik Fr. Rudolf & Sohn GmbH & Co.KG in Schlüchtern. Seit mehr als 125 Jahren ist das Unternehmen fest in Familienhand und lebt nach seinen hohen handwerklichen Qualitätsstandards. Kreisbeigeordneter Jannik Marquart hat das Traditionsunternehmen kürzlich gemeinsam mit Vanessa Ziegler, Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises, besucht, um sich über die aktuelle Situation des Möbelbauers zu informieren. Herzlich empfangen wurde er von Firmenchef Karl Friedrich Rudolf, dessen Frau Heike Ries-Rudolf, Prokuristin des Einrichtungshauses Rudolf, und Tochter Marie Rudolf, die Möbel Rudolf gemeinsam führen.

„Als Wirtschaftsdezernent des Main-Kinzig-Kreises ist es mir wichtig zu erfahren, vor welchen Herausforderungen die heimischen Unternehmen stehen. Der Main-Kinzig-Kreis ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort, den wir gemeinsam erhalten und stärken möchten. Das gelingt uns, wenn Kreis und Unternehmen im offenen Dialog stehen und eng zusammenarbeiten“, erläuterte der Kreisbeigeordnete und bedankte sich für die Gelegenheit zum Austausch.

Das Schlüchterner Unternehmen produziert ebenso hochwertige wie nachhaltige Möbel für Kinder- und Jugendzimmer, Apartment-, Hotel- sowie Homeoffice-Ausstattungen. Zukünftig will Rudolf Möbel zudem Schlafzimmer-Systemmöbel herstellen. Hier sehen sowohl Karl-Friedrich Rudolf als auch Marie Rudolf gute Marktchancen. Bei Möbel Rudolf ist die Produktion weitgehend digitalisiert. Gefertigt werden Systemmöbel. Das heißt: Korpus, Fronten und Farben, Holz und Design können individuell zusammengestellt werden. „Wir bieten viele hundert Millionen Varianten an. Die Kunden lassen sich in den Möbelhäusern beraten, mit denen wir zusammenarbeiten, wählen ihre individuelle Variante aus, kaufen die Möbel und wir fertigen sie anschließend ‚on demand‘. Wir lackieren selbst und entwickeln unsere Produkte selbst“, sagte Karl-Friedrich Rudolf beim Gang durch die Produktionshallen. Hohe Qualität, Energieeffizienz und zertifizierte Umweltfreundlichkeit seien zentrale Punkte der Firmenphilosophie. „Wir möchten uns auch von Möbelprodukten aus Ländern, die keine oder niedrige Qualitäts-, Arbeitsschutz- und Umweltschutzkriterien haben, klar abgrenzen. Deshalb achten wir auch auf Lieferantenseite sehr genau darauf wer unsere Partner sind. Außerdem ist es uns wichtig, Beeinträchtigungen der Gesundheit oder Umwelt durch unsere Möbel auszuschließen“, sagte Marie Rudolf.

Das Umweltbewusstsein und die soziale Verantwortung der Unternehmerfamilie wird auch in Schlüchtern spürbar: Seit 2010 wird mit dem Holz, das in der Fertigung abfällt, neben den eigenen Gebäuden auch das kommunale Freibad geheizt. „In den 13 Jahren, in denen wir das nun schon tun, konnte die Stadt Schlüchtern Kosten für etwa eine Million Liter Heizöl einsparen. Das ist eine Win-Win-Situation“, freute sich der Firmeninhaber.

Etwa 100 Menschen arbeiten in der Fertigung, 18 Mitarbeitende sind im Möbelhaus in der Schlüchterner Innenstadt tätig. Großen Wert legen die Rudolfs auf eine gute Ausbildung der Nachwuchskräfte sowie die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeitenden: „Die Ausbildung in der Produktion und Verwaltung sehen wir als wichtige unternehmerische und gesellschaftliche Aufgabe“, sagte Marie Rudolf. Einer der Mitarbeiter, Jakob Schmidt, habe in diesem Jahr erfolgreich seine Tischler Gesellenprüfung bestanden. Sein Gesellenstück, ein Schreibtisch mit Rollcontainer aus Eiche, sei im Bürgerportal des Main-Kinzig-Forums ausgestellt worden und habe den Wettbewerb „Die Gute Form“ des heimischen Tischler- und Schreinerhandwerks gewonnen. Der Preis zeichne exzellent gestaltete Gesellenstücke aus. „Wir freuen uns, ihn im Team zu haben“, sagte Marie Rudolf. Ihr Vater ergänzte: „Wir haben aktuell keine Schwierigkeiten, Azubis zu finden. Jeder, der bei uns anfangen möchte, macht erst einmal ein Praktikum, um zu schauen, ob die Arbeit ihm oder ihr überhaupt liegt. Nach meinem Eindruck interessieren sich mittlerweile wieder mehr junge Menschen für einen Handwerksberuf als vor einigen Jahren.“.

Jannik Marquart stellte den „Azubi-Campus“ vor, den der Main-Kinzig-Kreis in Linsengericht plant und der Azubis preisgünstiges Wohnen im Kreisgebiet bieten soll: „Vorgesehen ist, den Jugendlichen ein lebendiges Wohn-, Lern- und Lebensumfeld zu bieten. Jeder Baustein, um nicht zuletzt Auszubildende von außerhalb des Kreises für eine duale Ausbildung zu gewinnen, ist mitentscheidend für die Zukunftsperspektiven der heimischen Unternehmen.“

Abschließend nutzte Karl-Friedrich Rudolf das Gespräch mit dem Kreisbeigeordneten, um die bürokratischen Herausforderungen herauszustellen, die das mittelständische, familiengeführte Unternehmen meistern muss: „Viele Regularien basieren auf einer guten Idee, aber die Umsetzung ist extrem schwierig. Die Bürokratie nimmt überhand. Das muss sich ändern, damit Deutschland als Wirtschaftsstandort interessant bleibt.“