„Gesetzliche Vorgabe und zugleich Wert und Qualität des Angebots“

Kreisspitze zur sozialpädagogischen Begleitung im geplanten Azubi-Campus

Der Azubi-Campus des Main-Kinzig-Kreises soll nach seiner Fertigstellung Auszubildenden und einem Teil der hiesigen Berufsschülerschaft ein gutes Argument für eine duale Ausbildung in der Region bieten. Das hat der Kreistag mit einer breiten Mehrheit in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. „Wir heben uns mit einem neuen guten Argument für den Wirtschaftsstandort Main-Kinzig heraus. Gleichzeitig können und werden wir gesetzliche Mindeststandards für Jugendwohnen hier nicht unterschreiten“, erklärt die Kreisspitze in einer Mitteilung. Damit reagieren Landrat Thorsten Stolz, Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann und Kreisbeigeordneter Jannik Marquart „auf wiederholte und bereits mehrfach öffentlich widerlegte Mutmaßungen“ einer Kreistagsfraktion.

Hintergrund ist die Ausgestaltung des Azubi-Campus, der in Linsengericht gebaut wird. Im Unterschied zu beispielsweise Studierenden in entsprechenden Wohnheimen am Campus handelt es sich bei Auszubildenden um oft jüngere Menschen. Ihnen soll „im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale Integration fördern“, wie es im Sozialgesetzbuch VIII heißt, und eine Unterkunft außerhalb des Elternhauses soll demnach „sozialpädagogisch begleitet“ werden. Im Azubi-Campus des Main-Kinzig-Kreises wird die kreiseigene Gesellschaft für Ausbildung, Qualifizierung und Arbeit (AQA) den Betrieb der Einrichtung und somit die Betreuung der jungen Menschen übernehmen. Bis zu 100 Auszubildende und noch einmal bis zu 50 Blockschüler der Beruflichen Schulen sollen so einen gemeinsamen Ort zum Wohnen und Lernen erhalten, aber ebenso auf das Leben vorbereitet und durch ein vielfältiges Netzwerk beraten und unterstützt werden.

„Der Main-Kinzig-Kreis setzt in dem Konzept gesetzliche Vorgaben um und weiß zugleich um den Wert und die Qualität dieses Angebots, nicht zuletzt aus dem engen Austausch mit den Betreibern einer vergleichbaren Einrichtung für Azubi-Wohnen in Fulda. Dass es einen Betreiber geben muss, steht völlig außer Frage für alle, die sich mit dem Thema näher auseinandergesetzt haben“, erklären Thorsten Stolz, Andreas Hofmann und Jannik Marquart.

Wer nun, wie die FDP Main-Kinzig, den jährlichen Zuschussbedarf für den Azubi-Campus rein auf den Betreiber bezieht und eine Quersubventionierung „hineingeheimnist“, verkenne nicht nur die äußeren Vorgaben, sondern sorge wider besseren Wissens auch für die Verbreitung von Fehlinformationen. Die AQA wirke für das Gesamtpaket kostendämpfend. Den Azubi-Campus mit bezahlbarem Wohnen für junge Menschen, der den Vorgaben zur sozialpädagogischen Begleitung gerecht wird und am Ende obendrein Erträge abwerfe, wie es die FDP offenbar für möglich halte, gebe es schlichtweg nicht. Und wenn doch, hätte die FDP genug Gelegenheit gehabt, entsprechende Beispiele und Rechenmodelle vorzulegen.

Nach den Worten der Kreisspitze habe die FDP ihre Fehlinterpretation im Haupt- und Finanzausschuss, im direkten Gespräch mit der Fachebene und der AQA und zuletzt im Kreistag immer wieder vorgetragen. Stets aufs Neue habe sie zwar die Ausgangs- und Gesetzeslage erläutert bekommen – um aber selbst im Nachgang der Kreistagssitzung noch von einer „unnötigen Aufblähung des Konzepts“ für den Campus zu sprechen, wie in einer jüngsten Pressemitteilung. „Die Partei spricht sich für den Azubi-Campus aus, aber befasst sich nicht ernsthaft mit den Grundlagen, sondern vermischt die Idee wild mit Wohnheimen für Studierende und vermengt nun neuerdings noch das Thema Auskreisung der Stadt Hanau mit hinein. So geht vielleicht polemisch ausgerichtete Effekthascherei, aber so geht nicht fundierte und strukturierte Wirtschaftsförderung, zu der wir den Azubi-Campus als einen Baustein rechnen“, erklärt die Kreisspitze. Letztlich sei auch manche Nörgelei nicht nachzuvollziehen. „Alle sprechen vom Fachkräftemangel und davon, junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistern. Genau hier setzt der Azubi-Campus an: Er macht Lust auf Ausbildung bei uns im Main-Kinzig-Kreis.“