Übungsszenario: Brennender Akku führt zu Chemieunfall mit mehreren Verletzten

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Die Feuerwehr Erlensee war als erste am Einsatzort bereitete den Löschangriff vor und erkundete den Unglücksort.

13. November 2024 - Rund 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und DLRG aus dem gesamten Kreisgebiet probten in Erlensee bei DHL Freight auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände ein Großschadensereignis, bei dem es um einen angenommenen Chemieunfall mit mehreren verletzten Personen ging. Die DHL stellte für die Übung eine ihrer Hallen und das dazugehörige Firmengelände zur Verfügung.

Landrat Thorsten Stolz bedankte sich zu Beginn bei den Gastgebern und betonte, wie wichtig ein gut eingespielter Katastrophenschutz sei, um auf unterschiedlichste Bedrohungslagen vorbereitet zu sein. „Hinzu kommt aber auch, dass der Main-Kinzig-Kreis wächst – nicht nur, was die Bevölkerungszahlen angeht, sondern auch, was die Zahl der Arbeitsplätze und damit die Zahl der Firmen und Unternehmen angeht. All das stellt größere Anforderungen an unsere Hilfs- und Rettungskräfte. Deshalb mein ausdrücklicher Dank an alle, die sich ehrenamtlich für das Wohl der Allgemeinheit engagieren.“ Innerhalb von sechs Wochen war es nach der Übung im Kraftwerk Staudinger die zweite Katastrophenschutzübung in diesem Jahr, wie Kreisbrandinspektor Markus Busanni sagte. Ziel sei es, das Zusammenspiel der einzelnen Rettungs- und Hilfsorganisationen im Kreis zu üben.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich die Großübung aus sicherer Entfernung anschauen wollten, konnten schon bald die Sirenen der Brandmeldeanlage wahrnehmen. Welche den Beginn der Übung ankündigten. In Halle B war eine Batterie in einem Gabelstapler dem Szenario nach in Brand geraten, woraufhin sich die Halle schnell mit Rauch füllte und die Rauch- und Brandmeldeanlage anschlug. Hier wurden außerdem drei Personen vermisst. In dieser unübersichtlichen Situation kollidierte zudem im Anschluss ein Gabelstaplerfahrer mit einem Tank vor der Halle, aus dem eine stark ätzende und brennbare Flüssigkeit austrat.

Davon wissen die zuerst am Unfallort eintreffenden Einsatzkräfte der Feuerwehr Erlensee jedoch zunächst nichts. Sie beginnen damit, den Löschangriff vorzubereiten und rollen die dafür benötigten Schläuche aus, die sie in Drahtgestellen, ähnlich einem Koffer, mit sich tragen. Im Zuge der ausführlichen Erkundung wird nach und nach das volle Ausmaß des Unglücks deutlich. Zusätzlich setzen die Schreie der Verletzten die Einsatzkräfte unter Druck. Diese werden von der Mimtruppe dargestellt, die sich auf den Einsatz als Verletzte besonders vorbereitet hat: Mit rot geschminkten Gesichtern und Armen sowie abgeplatzten Hautfetzen im Gesicht stehen sie in einer Ecke bereit und lassen sich letzte Instruktionen geben. Ihre Schreie und verzweifelten Rufe sind weithin über das Gelände zu hören und jagen selbst erfahrenen Kräften einen kleinen Schrecken ein. Zu hören sind neben den unterschiedlichen Warnsirenen auch das Brummen der schweren Fahrzeuge, die eingehenden Funksprüche und immer wieder die Schreie der Verletzten, welche vom Rettungsdienst versorgt werden, sobald sie aus dem Gefahrenbereich heraus sind.

Eine weitere Beobachtergruppe verfolgt das Geschehen, um die Abläufe an den einzelnen Stationen bewerten zu können. Sobald klar ist, dass ein gefährlicher Stoff ausgetreten ist, wird ein sogenannter Gefahren- und Absperrbereich eingerichtet und werden weitere Einheiten alarmiert und Maßnahmen eingeleitet. Mit weithin zu hörendem Martinshörnern rücken GABC-Sonder- und Dekontaminierungseinheiten an, Verstärkung kommt dabei auch aus dem gesamten Kreisgebiet bis hin zum entfernten Schlüchtern und Steinau nach Erlensee. Aus den großen Fahrzeugen wird Ausrüstung ausgepackt und teilweise auf Klapptischen bereitgelegt. Insgesamt 50 Fahrzeuge sind an der Übung beteiligt.

Bevor die Einsatzkräfte in den Bereich mit dem ausgetretenen Gefahrgut dürfen, müssen sie in GABC-Anzüge steigen. Diese schützen vor direktem Kontakt mit chemischen, biologischen und radioaktiven Stoffen und lassen sich nicht ohne Hilfe anlegen. Das Tragen dieser Schutzoveralls ist anstrengend und die Rundumsicht durch das Visier eingeschränkt. Aber es ist die einzige Möglichkeit, in den kontaminierten Bereich zu gelangen, ohne selbst Schaden zu nehmen. Die Rettung der Verletzten aus einem Container gestaltet sich schwierig. Mit einer Art Trageschlitten werden die Personen schließlich in den Dekontaminierungsbereich gebracht. Das heißt: die Mimen, die in Neoprenanzügen stecken, erhalten eine kalte Dusche und eine entsprechende professionelle Reinigung, um eine weitere Ausbreitung des Gefahrstoffs und weitere Verletzte zu verhindern. Währenddessen hat die GABC-Messzentrale außerhalb des Firmengeländes Stellung bezogen. Ihre Aufgabe besteht darin, Berechnungen anzustellen, die Aufschluss darüber geben, wie schnell sich der Gefahrstoff in der Luft verbreiten könnte und wie groß der betroffene Radius wäre, um weitere Maßnahmen einzuleiten. Weiterhin koordiniert sie den Einsatz der drei GABC-Mess- und Erkundungsfahrzeuge, welche im umliegenden Bereich ihre Messfahrten sowie Probennahmen vornehmen und wertet deren Ergebnisse für die Einsatzleitung aus.

Die Feuerwehrleute und Rettungskräfte arbeiten konzentriert und professionell die einzelnen Übungsszenarien ab. Allen ist jedoch klar, dass während eines echten Katastrophenfalls die Anspannung und der Druck um ein Vielfaches größer wären. „Umso wichtiger ist es, das Zusammenspiel der unterschiedlichen Einheiten in Ruhe zu üben, damit die Einsatzkräfte bestmögliche Routine bekommen. Unsere erste Bilanz nach der Übung in Erlensee fällt positiv aus. Wir werden die kommenden Tage aber natürlich nutzen, um die Ergebnisse im Einzelnen eingehend auszuwerten und zu schauen, wo wir noch nachjustieren können“, erläutert Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr.