Gemeinsame Linie bei Familienfreundlichkeit

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Auszeichnung für die Hanauer Straßenbahn und die Hanauer Fahrergesellschaft für kreative Ideen, um die Belegschaft bei Vereinbarkeits-Fragen zu entlasten (von links): Grit Ciani, Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann, Corinna-Maria Schulte (Unternehmensverantwortliche) Ruth Hohage sowie Stadträtin und Aufsichtsratsvorsitzende Isabelle Hemsley (von links).

29. November 2024 -

Die Hanauer Straßenbahn (HSB) sowie ihr Tochterunternehmen Hanauer Fahrergesellschaft tragen nun offiziell die Auszeichnung: „Familienfreundlicher Betrieb“. Das Bündnis für Familie im Main-Kinzig-Kreis, das getragen wird vom Main-Kinzig-Kreis, der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und der Agentur für Arbeit Hanau, hat das Siegel im Rahmen eines kleinen Empfangs auf dem HSB-Gelände stellvertretend an die Unternehmensverantwortliche Corinna-Maria Schulte und im Beisein der Aufsichtsratsvorsitzenden Isabelle Hemsley verliehen.

Mit der Auszeichnung kann das Unternehmen nun noch sichtbarer nach außen tragen, was es trotz eines eng getakteten Alltags als Fahrdienstleister – mit Dreischichtbetrieb an sieben Tagen jede Woche – für seine Belegschaft bereithält, um Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. „Wir stellen uns immer wieder die Frage, was wir tun können und wo noch mehr geht“, erklärte Schulte. „Wir wissen natürlich, dass wir keine privaten Probleme unserer Mitarbeitenden lösen können. Aber wir können helfen, dass unsere Mitarbeitenden ihre Probleme besser und schneller lösen können.“

Die Personalleitung um Sylvia vom Berg hatte sich um die Auszeichnung beworben und dabei vor allem die „Herzstücke“ der guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeführt: den „Wunschdienstplan“ und das große Engagement in der Ausbildung. Beim Wunschdienstplan können viele private Bedarfe, die sich bei jungen Müttern und Vätern wie auch bei pflegenden Angehörigen im Betrieb ergeben, kurz- und mittelfristig gut berücksichtigt werden. Bei der Ausbildung wiederum organisiert man in Hanau – mitunter in Kooperation mit der Fortbildungsakademie der Wirtschaft, dem Kommunalen Center für Arbeit und der Agentur für Arbeit – unter anderem auf Teilzeit ausgerichtete Projekte, besondere „Einstiegshilfen“ für Frauen, die ins Berufsleben zurückkehren oder eben in diese Branche wechseln möchten, und auch einen begleiteten schrittweisen „Ausstieg aus dem Berufsleben“.

In den Ausbildungsangeboten liegt ein Fokus auf Familienfreundlichkeit. Die Arbeitszeitmodelle wurden dazu beispielsweise im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten an die Bedürfnisse teilzeitarbeitender Mütter angepasst. Gestiegen ist in den vergangenen Jahren aber auch der Bedarf an Teilzeitstellen für junge Väter. Von den gut 190 Mitarbeitenden arbeiten zehn in Teilzeit. Hinzu kommen rund 20 geringfügig Beschäftigte.

Neben einer ganzen Reihe weiterer familienfreundlicher Maßnahmen, die eine teils jahrzehntelange Tradition im Hanauer Unternehmen haben, steht seit Kurzem auch ein geschulter Sozialpädagoge im Haus zur Verfügung, der insbesondere bei der Bewältigung von Traumata unterstützt.

Für die große Bandbreite an Initiativen und Angeboten gab es beim Verleihungstermin reichlich Anerkennung. Diese drückten Grit Ciani, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, und Ruth Hohage, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, seitens des Bündnisses für Familie aus. Wenn große Unternehmen vorangingen, habe dies stets auch „Signalwirkung“ für andere in der Branche und in der Region, betonten sie.

Der Erste Kreisbeigeordnete Andreas Hofmann schloss sich dem Dank und den Glückwünschen an, „weil sich in vielen Köpfen immer noch die Überzeugung hält, dass mehr Familienfreundlichkeit in manchen Branchen gar nicht umsetzbar wäre“: „Busfahrerinnen und Busfahren sitzen nun mal hinterm Steuer, in Präsenz und nicht im Homeoffice. Das ist banal. Die HSB zeigt aber, dass es darüber hinaus noch so viel mehr Spielräume gibt, die Mitarbeiterschaft zu entlasten, wenn es um Betreuung, Pflege oder plötzliche familiäre Schicksalsschläge geht“, erklärt Hofmann. „Die HSB nimmt die einzelne Mitarbeiterin und den einzelnen Mitarbeiter ganzheitlich in den Blick. Das zeigt: Es gibt unzählige kreative Ideen, um ein gutes und gesundes Lebensumfeld zu schaffen.“

Hanaus Stadträtin Isabelle Hemsley, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der HSB ist, nahm den Ball direkt auf. „Wir sind sehr stolz darauf, wie Familienfreundlichkeit in diesem lange Zeit eher klassischen Männerberuf gelebt wird“, so Hemsley. Die HSB sei „auf einem riesengroßen Markt gemeinsam mit anderen unterwegs“ und habe im Bereich der Ausbildung, Personalakquise und -entwicklung weitgehend die gleichen Interessen wie andere Unternehmen des Personenbeförderungswesens. „Im Wettbewerb um Fachkräfte wird das Siegel ein wichtiges Argument für die HSB sein. Gleichzeitig kann das Unternehmen ein gutes Stück Vorbild für andere in der Branche sein. Denn zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein funktionierenden ÖPNV kommen allen zugute.“

Das Bündnis für Familie im Main-Kinzig-Kreis zeichnet seit seiner Gründung 2007 immer wieder Unternehmen im Kreisgebiet aus, die sich im heraushebenden Maße für Familienfreundlichkeit einsetzen. Dazu zählen mittlerweile rund 30 Betriebe, kleine Unternehmen mit wenig Personal wie auch größere, kommunale wie auch private, aus dem produzierenden wie auch aus dem Dienstleistungsgewerbe.