Landrat besucht Ausstellung im Neustädter Rathaus

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Landrat Thorsten Stolz beim Rundgang mit Franziska Haslinger (links) und Doris Schmidt-Haub.

30. Januar 2025 - Es ist eine in der 47 Jahre andauernden Geschichte des Kulturpreises des Main-Kinzig-Kreises einmalige Konstellation, dass drei Mitglieder einer Familie diese Auszeichnung entgegennehmen konnten: Alexander Harder-Khasán und Alexandra Harder sowie ihre Tochter Franziska Haslinger, die kürzlich gemeinsam mit Doris Schmidt-Haub und Barbara Curstädt ihre Werke im Neustädter Rathaus in Hanau präsentierte.

Unter dem Titel „Geprägt in Hanau“ wurden nicht nur Gemälde der drei Künstlerinnen gezeigt, sondern Franziska Haslinger hatte auch Exponate ihrer Eltern aus dem umfangreichen Fundus mitgebracht. Vor diesem Hintergrund nutzte Landrat und Kulturdezernent Thorsten Stolz die Veranstaltung der Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt (IGHA) zu einem persönlichen Austausch mit den anwesenden Künstlerinnen.

Im Mittelpunkt der Ausstellung standen mit Franziska Haslinger, Doris Schmidt-Haub und Barbara Curstädt drei herausragende Malerinnen. Sie alle haben wesentliche Phasen ihres Lebens in Hanau verbracht und mit ihrem Schaffen die lokale Kulturszene über Jahrzehnte beeinflusst. So hat allein Franziska Haslinger in ihrem Atelier mehr als 300 kunstinteressierte junge Leute an das Zeichnen und Malen herangeführt.

Im Jahr 1936 in Berlin geboren, kam sie 1949 erstmals mit ihrer Familie nach Hanau, wo sie auch ihre Schulzeit erlebte. Nach dem Abitur ging sie 1956 nach Wien, um an der Akademie für bildende Künste zu studieren. Ihre Eltern, Alexander Harder-Khasán und Alexandra Harder, beide erfolgreiche Künstler, bauten an der Hanauer Gottfried-Keller-Straße zwischenzeitlich ein Haus mit einem großen, lichtdurchfluteten Atelier.

In den 70er-Jahren kehrte Franziska Haslinger mit ihrem Ehemann und dem gemeinsamen Sohn nach Hanau zurück und arbeitete hier ebenfalls als freischaffende Künstlerin. Im Gespräch mit Landrat Thorsten Stolz erinnerte sie sich an die vielen Stunden mit ihren Eltern in dem gemeinsamen Atelier. Entsprechend habe sie „das kreative Schaffen der Eltern intensiv geprägt“.

Für ihren Vater Alexander Harder-Khasán sei immer „der Mensch mit seinem Handeln“ ein wesentliches Thema gewesen, berichtete Franziska Haslinger, während sie das ausgestellte Gemälde „Schwarze Sonne über Damaskus“ erläuterte. Die bedrückende Darstellung war in den 70er Jahren vor dem Hintergrund des damaligen Bürgerkrieges in Syrien entstanden und habe auch heute wieder eine „dramatische Aktualität“. 1901 in Russland geboren, hatte Alexander Harder-Khasán mehrere Kriege erlebt und verschiedene Kontinente und auch den vorderen Orient bereist. Mit diesen Eindrücken hat er sich immer wieder schöpferisch auseinandergesetzt und 1977 als erster bildender Künstler den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises erhalten.

Seine Frau Alexandra Harder wurde 1905 im russischen St. Petersburg geboren. Weil die Familie ihre deutsche Staatsbürgerschaft nicht aufgeben wollte, wurde sie 1914 mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges nach Sibirien verbannt. Erst acht Jahre später gelang es der Familie, nach Berlin zu flüchten. Hier nahm Alexandra Harder Privatunterricht und begann an der Hochschule der Bildenden Künste zu studieren, wo sie ihren Mann kennenlernte und 1927 heiratete.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen verheerenden Auswirkungen auf ihr gemeinsames Leben wie Gefangenschaft, Berufsverbot und Verfolgung konnte Alexandra Harder dann 1949 durch die Hilfe eines befreundeten Architekten ein halbes Haus in Hanau beziehen. Hier gab es dann wieder erste Kontakte zu Kollegen und Ausstellungen und es entstand eine intensive Verbindung zur Hanauer Künstlervereinigung Simplicius, wo sie sich über Jahrzehnte an jeder Ausstellung beteiligte. Für ihr Lebenswerk erhielt sie 1995 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises. Sie wurde 95 Jahre alt.

Als dritte Künstlerin der Familie erhielt dann 2002 Franziska Haslinger den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises. Ein wiederkehrendes Thema ihrer Arbeiten ist der Raum, wie sie anhand einiger Exponate im Neustädter Rathaus verdeutlichen konnte. Beim Rundgang mit Landrat Thorsten Stolz demonstrierte sie, wie durch Farben, Linien, Teilen und Strukturen der Eindruck von Tiefe entsteht.

Während ihrer langen Schaffenszeit hat auch Franziska Haslinger ihre Werke in zahlreichen Ausstellungen in der Region, aber auch international präsentiert. „Es ist einzigartig, dass wir drei Kulturpreisträger aus einer Familie würdigen konnten. Ebenfalls bemerkenswert ist aber die hohe Qualität und besondere Ausdrucksstärke der jeweiligen Gemälde und Kunstwerke“, zeigte sich Landrat Thorsten Stolz von den Exponaten beeindruckt.

Hohe Intensität und Präzision sind das Merkmal der Werke der Kulturpreisträgerin Doris Schmidt-Haub. Die gebürtige Hanauerin erhielt ihre Ausbildung an der traditionsreichen hiesigen Zeichenakademie und ist seit 1970 als selbständige Grafikerin und Malerin in ihrer Heimatstadt tätig. Sowohl das grafische als auch das malerische Werk ist von ihrem individuellen kubistischen Stil geprägt. In ihren Bildern zerlegt Doris Schmidt-Haub sowohl Gebäude- und Stadtansichten als auch andere Objekte wieder in ihre geometrischen Grundmuster.

Diesen Stil hat sie in einer Weise perfektioniert, dass die abstrakten Formenwelten eine besondere Faszination und Anziehungskraft ausüben. Die pastellhaften und kräftigen sowie die kühlen und warmen Farbtöne kontrastieren mitunter stark oder bilden fließende Übergänge. So erscheinen die sorgfältig gestalteten Bildkompositionen entweder kühl distanziert oder pittoresk vertraut.

Das zentrale Anliegen ihrer Ölmalerei auf Leinwand im Stil der klassischen Moderne ist das Streben nach Licht, so die Künstlerin. Ihre Bilder sind klar, präzise und bei aller scharfen Linie und Geometrie dennoch romantisch oder auch kraftvoll und ausdrucksstark. „Die damit erschaffene Ästhetik ist beeindruckend und strahlt eine sachliche Schönheit aus“, schilderte der Landrat seine Eindrücke. Es sei klar erkennbar, dass Doris Schmidt-Haub im Laufe ihres Lebens ihre individuelle Technik und damit einen eigenen Stil entwickelt habe. Insgesamt seien die Werke der Hanauer Malerinnen Franziska Haslinger, Doris Schmidt-Haub und Barbara Curstädt ein eindrucksvoller Beleg für das hohe künstlerische Niveau in der Region.