„DigiBauG: Digitaler Bauantrag startet jetzt im Main-Kinzig-Kreis

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24. Februar 2025 - Der Main-Kinzig-Kreis setzt als erster Landkreis in Hessen einen Meilenstein in der Digitalisierung des Bauwesens: Ab sofort können Bauanträge vollständig digital über das Bauportal Hessen (DigiBauG) eingereicht werden. Nach einer erfolgreichen Testphase mit verschiedenen Architekturbüros seit April 2024 erfolgt nun die flächendeckende Umstellung auf das komplett medienbruchfreie Verfahren.

Für Landrat Thorsten Stolz „ein weiterer bedeutsamer Schritt in Sachen E-Gouvernement und Digitalisierung der Kreisverwaltung“. Insgesamt wurden bereits über 90 Vorgänge (siehe Infokasten) im Zusammenhang mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) an den Start gebracht, der digitale Bauantrag zählt dabei zur höchsten Entwicklungsstufe. „Alle Mitwirkenden haben hier sehr zielgerichtet zusammengearbeitet und dieses Ergebnis möglich gemacht“, erklärt der Landrat mit Blick auf das komplexe Verfahren.

Neben den Ämtern für Planen, Bauen und Wohnen sowie Digitalisierung, IT und eGovernment waren auch die Unternehmen Prosoz und ekom21 sowie das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum an dem Prozess beteiligt. Auch die Referatsleiterin für Digitalisierung und Informations- und Kommunikationstechnik, Katja Kümmel, zeigte sich mit dem Projekt sehr zufrieden. „Die Digitalisierung ist nicht nur eine technologische, sondern vor allem eine kulturelle Revolution. Erfolg hat, wer Wandel annimmt und ihn aktiv gestaltet. Der heutige Termin ist ein Schritt auf diesem Weg“, betonte sie in ihrer Begrüßungsrede.

Mit dem neuen System kann der gesamte Bauantragsprozess lückenlos digital abgebildet werden. Interne Abläufe werden optimiert und die digitale Kommunikation wesentlich verbessert. Ein nutzerfreundlicher Antragsassistent unterstützt bereits bei der Zusammenstellung der benötigten Bauvorlagen und gibt Hinweise zu deren Inhalt. Beteiligte profitieren von einem transparenten Verfahren ohne Medienbrüche und einer effizienteren Bearbeitung des Antrages.

„Ein entscheidender Erfolgsfaktor waren die intensiven Schulungen der Mitarbeitenden der Bauaufsicht“, erläuterte Amtsleiter Steffen Schomburg. Seit Frühjahr 2024 haben sie sich kontinuierlich mit den entsprechenden Prozessen vertraut gemacht, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Dadurch konnten die Mitarbeitenden nicht nur technisches Wissen aufbauen, sondern auch Erfahrungen im Umgang mit den neuen digitalen Verfahren sammeln. Zudem wurden interne Abläufe analysiert und gezielt optimiert, um die Bearbeitung effizienter zu gestalten und eine bessere Kommunikation zwischen den beteiligten Stellen sicherzustellen.

Wie Landrat Thorsten Stolz betonte, treibt der Main-Kinzig-Kreis mit der flächendeckenden Umsetzung dieser digitalen Lösung die Modernisierung seiner Verwaltung weiter voran und schafft bürgerfreundliche und zukunftsfähige Lösungen. Entscheidungsprozesse werden für allen Beteiligten wesentlich vereinfacht und beschleunigt, Wartezeiten verkürzt und Ressourcen geschont.

Auch die ersten Nutzerinnen und Nutzer zeigten sich begeistert. Architektin Sahra Zeller hat während der Testphase einen digitalen Bauantrag im Main-Kinzig-Kreis eingereicht und berichtete: „Im April 2024 hatte ich als kleines Architekturbüro die Möglichkeit, den ersten digitalen Bauantrag im Main-Kinzig-Kreis über das Bauportal Hessen auf den Weg zu bringen. Der gesamte Prozess verlief reibungslos – von der Registrierung und Legitimation bis hin zum Upload der Unterlagen. Besonders beeindruckt war ich von der Effizienz und Zeitersparnis, die das System ermöglicht. Die Transparenz, jederzeit den Status des Antrags einsehen zu können, sowie die Möglichkeit, von überall auf die Plattform zuzugreifen, waren weitere große Pluspunkte.“

Auch der Nachhaltigkeitsaspekt sei aus ihrer Sicht nicht zu unterschätzen: Durch die digitale Einreichung entfallen der Druck und Transport von umfangreichen Papierunterlagen – ein Gewinn für die Umwelt. „Die Plattform selbst ist übersichtlich und intuitiv gestaltet, sodass die Nutzung problemlos möglich war“, schilderte die Architektin. Ein großes Lob richtete sie an den Mitarbeiter der Bauaufsicht, Niklas Reuter, der bei Rückfragen schnell und kompetent unterstützte.

Einziger kleiner „Nachteil“ sei die Legitimation, die über die Bund-ID oder ein Elster-Zertifikat erfolgen muss und von den Bauherren selbst durchzuführen ist. Für technisch weniger versierte Bauherren könnte dies eine Herausforderung darstellen. „Doch insgesamt überwiegen die Vorteile, und ich bin überzeugt, dass das Bauportal Hessen ein Meilenstein auf dem Weg zu modernen, nachhaltigen Genehmigungsverfahren ist“, so ihr Fazit.

So funktioniert das Bauportal Hessen:

  • Anmeldung über Bund.ID oder Unternehmenskonto
  • Erfassung der Projektdetails durch einen strukturierten Fragenkatalog.
  • Hochladen aller erforderlichen Dokumente als PDF
  • Prüfung und Übermittlung des Antrags.

Der Weg zum Bauportal:
https://portal-civ-bau.ekom21.de/civ-bau.public/start.html?oe=00.00.Bau&app=Bauportal

Hintergründe zur digitalen Transformation der Kreisverwaltung:

Seit 2010 setzt der Main-Kinzig-Kreis erfolgreich das Dokumentenmanagementsystem (DMS) von d.velop ein. Dieses System bildet die Grundlage für den eingeleiteten Ausbau der Digitalisierung, durch den unter anderem alle Bauvorhaben im Kreisgebiet jetzt vollständig papierlos eingereicht und bearbeitet werden können. Im September 2020 war die Führerscheinstelle des Main-Kinzig-Kreises zudem die erste Behörde in Deutschland, die den Online-Antrag zur Fahrerlaubnis an den Start gebracht hat. Die E-Akte in der Ausländerbehörde und die Einführung der E-Rechnung waren weitere erfolgreiche Projekte, die wenig später folgten. Seit etwa drei Jahren gibt es zudem das Amt für Digitalisierung, IT & eGovernment mit dem Chief Digital Officer (CDO) an der Spitze. Die hier vereinten Kompetenzen sind der Motor für die Transformation in der Kreisverwaltung. So wurden im Zusammenhang mit dem Onlinezugangsgesetz inzwischen 148 Prozesse in der Kreisverwaltung identifiziert und davon 93 realisiert. 48 Projekte sind in der Umsetzung, sieben warten noch auf den Start. Dabei werden vorhandene Programme genutzt, aber auch eigene Anwendungen mit externen Dienstleistern entwickelt. Auch künstliche Intelligenz (KI) ist bereits ein konkretes Thema und wird kontrolliert eingesetzt, um standardisierte Verwaltungsvorgänge zu automatisieren. Bei der Umsetzung der digitalen Transformation im Main-Kinzig-Kreis haben die Themen OpenSource für mehr digitale Souveränität und geringere Lizenzkosten sowie die Einbindung lokaler Partner zur Stärkung der heimischen Wirtschaft einen hohen Stellenwert.