Präventionsprojekt „HaLT“ warnt vor den Folgen des Alkoholmissbrauchs

pm-img
Koordinatorin Dagmar Wieland konnte zahlreiche Mitwirkende zum Netzwerktreffen HaLT im Landratsamt begrüßen

26. Juni 2025 - Der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewegt sich seit Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau. Das zeigen die aktuellen Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Besonders besorgniserregend ist, dass das sogenannte Rauschtrinken – nach einem vorübergehenden Rückgang während der Corona-Pandemie – inzwischen wieder deutlich zugenommen hat. Für Landrat Thorsten Stolz ein wichtiger Grund, in der Aufklärungsarbeit nicht nachzulassen und eindringlich vor den gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums zu warnen.

Anlässlich der Eröffnung des Netzwerkstreffens zum Präventionsprojekt „Hart am LimiT“ (HaLT) dankte er allen Beteiligten, die sich dieser Herausforderung widmen. „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, an dem Thema dranzubleiben und die Gefahren zu verdeutlichen“, betonte er. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr ist der Schutz ungeborener Kinder, denn jährlich sind in Deutschland 10.000 Babys von der Alkoholsucht ihrer Mütter unmittelbar betroffen.

Welche konkreten gesundheitlichen Folgen das für die Neugeborenen haben kann, erläuterte Dr. Gisela Bolbecher, die sich als Referentin des FASD Netzwerks Nordbayern intensiv mit der Fetalen Alkoholspektrumstörung beschäftigt. Ihre klare Botschaft lautete, dass die zum Teil schweren Erkrankungen und unheilbaren Schädigungen zu hundert Prozent vermeidbar sind. Hier seien eine klare Haltung und eine intensive Aufklärung enorm wichtig.

Die über 100 Teilnehmenden des Netzwerktreffens mussten davon nicht überzeugt werden, denn genau diesen Ansatz verfolgen die Akteure aus den Bereichen Jugend- und Sozialarbeit, Polizei und Gesundheitswesen seit vielen Jahren. Und das „mit gutem Erfolg“, wie Dagmar Wieland, Fachstelle für Suchtprävention beim Diakonischen Werk Hanau-Main-Kinzig und Marcus Arazi vom Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises gemeinsam bestätigen. Sie koordinieren seit dem Start 2011 die übergreifende Zusammenarbeit und erleben eine stetig wachsende Beteiligung. Die HaLT-Netzwerkveranstaltung wird als Kooperationsprojekt mit dem Arbeitskreis Betriebliche Suchtberatung/Suchtprävention des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr durchgeführt, bei dem dieses, gemeinsam mit der Fachstelle für Suchtprävention des Diakonischen Werks, federführend ist.

Das Präventionsprojekt setzt sich aus zwei unterschiedlichen Bausteinen zusammen, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Im einen Projektbaustein werden Jugendliche, die schon Erfahrungen mit starkem Alkoholkonsum gemacht haben, angesprochen, meist noch im Krankenhaus. Der zweite Baustein setzt auf eine kommunal verankerte Präventionsstrategie mit dem Ziel, Alkoholexzesse und schädlichen Alkoholkonsum im Vorfeld zu verhindern. Das Projekt nimmt Erwachsene in ihrer Vorbildwirkung für Kinder und Jugendliche in die Pflicht. Aber auch die Jungen und Mädchen werden direkt und eindringlich für das Thema sensibilisiert, etwa im Rahmen von Projekttagen an den Schulen. Die Fachstelle für Suchtprävention des Diakonischen Werks bietet seit diesem Jahr Workshops für Schulen zum Thema FASD kostenfrei an.

Wie die Erfahrung gezeigt hat, gelingt die Alkoholprävention vor Ort am besten, wenn alle an einem Strang ziehen: Gemeindevertretung, Festveranstalter, Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Verein, bestätigten Marcus Arazi und Dagmar Wieland. Trotz der bislang erzielten Erfolge, dürfe die Arbeit jedoch nicht nachlassen. Zwar habe eine Sensibilisierung stattgefunden, aber noch immer werde zu viel getrunken, meistens mit Freunden.

Jährlich werden immer noch hunderte hessische Kinder und Jugendliche aufgrund von Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert. Zudem führt der rausch zu einer erhöhten Risikobereitschaft, Kontrollverlust und nicht selten auch zu Gewalt. „Das bedeutet, dass wir an die Erfahrungen des Projektes weiter anknüpfen und es fortsetzen werden. Der Main-Kinzig-Kreis wird dies unterstützen. Zwar sind in erster Linie die Eltern für einen richtigen Umgang mit Alkohol verantwortlich, aber wir wollen als Gesellschaft ebenfalls nicht wegschauen“, erklärte Landrat Thorsten Stolz abschließend.