Wo junge Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, sich anvertrauen können

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Kreisbeigeordneter und Jugenddezernent Jannik Marquart informierte sich in den Räumen der Fachberatungsstelle Lawine in Hanau über das Beratungs- und Hilfsangebot des Vereins, der seit mehr als 30 Jahren eine wichtige Aufgabe im Main-Kinzig-Kreis erfüllt. Unser Bild zeigt (von links): Kreisbeigeordneter und Jugenddezernent Jannik Marquart, Christiane Messner, Iris Dörr, Roberta Bandel, Luisa Schmitt und Petra Lott. Es fehlt auf dem Foto Mitarbeiterin Stefanie Eichhorn.

22. Juli 2025 - Die Räumlichkeiten sind hell und modern eingerichtet. Es gibt dort neben den üblichen Stühlen und Tischen ein Puppenhaus und plüschige Handpuppen, ein Kinder-Sofa mit buntem Baldachin und vor allen Dingen freundliche und zugewandte Menschen. Die Beratungsstelle Lawine in Hanau ist ein Ort, an dem schwierige und auch belastende Themen besprochen werden. Es geht um traumatische Erfahrungen von Mädchen, Jungen und erwachsenen Frauen mit sexueller Gewalt. Lawine ist eine spezialisierte Fachberatungsstelle, die sich seit 34 Jahren für Betroffene einsetzt, aber auch in der Prävention und Fortbildung tätig ist.

Kreisbeigeordneter und Jugenddezernent Jannik Marquart stattete den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle einen Besuch ab und informierte sich über die Arbeit des eingetragenen Vereins, der für Ratsuchende im Raum Hanau und dem übrigen Main-Kinzig-Kreis zur Verfügung steht. „Lawine ist eine Fachberatungsstelle, die seit vielen Jahren ein verlässlicher und wichtiger Partner für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jugendamt ist. Deren Expertise wird sehr geschätzt, denn die Mitarbeiterinnen sind therapeutisch geschult und verfügen über langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Opfern von sexueller Gewalt und schulen auch im Hinblick auf Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch“, erklärte Jannik Marquart im Gespräch mit Roberta Bandel (Leitung und Vorstand), die sich und ihre Mitarbeiterinnen vorstellte. An dem Gespräch nahmen außerdem Christiane Messner (Verwaltung und Vorstand), Petra Lott (ehrenamtlicher Vorstand), Iris Dörr (Mitarbeiterin) und Luisa Schmitt (Mitarbeiterin) teil. Roberta Bandel ist seit 34 Jahren Mitarbeiterin im Verein und skizzierte für Marquart die Entwicklung des Vereins, der seit vielen Jahren wegen seiner professionellen Arbeit anerkannt und geschätzt wird.

Das Team erläuterte dem Jugenddezernenten die unterschiedlichen Säulen des Vereins, der seine Beratung und auch Therapien für Kinder kostenlos anbietet. Die Betroffenen finden in der Lawine einen geschützten Raum, um in Einzel- und Gruppengesprächen über das Erlebte zu sprechen. „Eine wichtige Aufgabe ist Aufklärung. Etwa darüber, dass die allermeisten sexuellen Übergriffe im vertrauten Bereich stattfinden, von Personen, die den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Eltern, bekannt sind und die sogar als Respektspersonen gelten“, so Roberta Bandel. In der Mehrzahl der Fälle stammen Täter und Täterinnen aus dem direkten familiären und nahen sozialen Umfeld – dort, wo Eltern ihre Kinder eigentlich in Sicherheit wähnen. „Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche zu ermutigen und sie darin zu bestärken, auf ihr Bauchgefühl zu hören, denn das ist ein sehr guter Ratgeber. Sie sollen den Mut finden, sich dann an Menschen zu wenden, denen sie vertrauen“, so Luisa Schmitt. Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen sollen durch Präventionsprogramme und Selbstbehauptungskurse gestärkt werden, auch Eltern und pädagogische Fachkräfte werden beraten und sensibilisiert. Das sei umso wichtiger, da sexuelle Gewalt verstärkt auch über das Internet stattfinde, in Bereichen, zu denen Erwachsene gar keinen Zugang haben. Ein weiteres Standbein des Vereins ist das Fortbildungsangebot für pädagogische Fachkräfte im Bereich Kindeswohlgefährdung. Dabei werden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendhilfe im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises und mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen regelmäßig geschult.

Hinter dem Lawine-Team liegt ein arbeitsreiches Jahr 2024: erreicht wurden insgesamt 3524 Menschen, so fielen zum Beispiel auf Beratung und Therapie 1634 Stunden, 776 Stunden auf Prävention/Fortbildung und 252 Stunden auf telefonische Beratung. Beraten wurden 9 Kinder bis 12 Jahre, 45 Jugendliche, junge Frauen und diverse Personen, 39 Frauen und 70 Mütter, Väter, Eltern und Vertrauenspersonen.

Es sei ein großer Schritt für die Betroffenen, den Weg in die Beratungsstelle zu finden, denn dort könne ihnen geholfen werden. Sexueller Missbrauch sei für die Betroffenen schwer zu verkraften und eine große seelische Belastung. Die Persönlichkeitsentwicklung werde beschädigt und Betroffene hätten ein Leben lang damit zu kämpfen. „Die Beratungsstelle ist deshalb unverzichtbar für den Main-Kinzig-Kreis und ist nicht nur für Kinder, Jugendliche und Frauen eine wichtige Anlaufstelle, sondern auch für Eltern, Vertrauenspersonen und pädagogische Kräfte“, stellte Jannik Marquart fest.

Die Beratungsstelle Lawine ist im Internet erreichbar unter www.lawine-ev.de.