Digital ist nicht alles

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Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (Zweiter von rechts) und Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri (Dritter von links) feierten gemeinsam mit Schulleitung und Schülern der Eugen-Kaiser-Schule sowie weiteren Gästen die Einweihung der kleinen Druckwerkstatt.

26. Juni 2024 - Die Eugen-Kaiser-Schule in Hanau ist seit kurzem um ein Angebot reicher. In einem Raum im Erdgeschoss wurde eine kleine Druckwerkstatt eingerichtet. Sie war ursprünglich in Besitz der Fachhochschule Düsseldorf und umfasst abertausende Buchstaben in unterschiedlichen Größen, verschiedene Schriftarten mit Satzzeichen und sogenanntes Blindmaterial für den Weißraum, der auf einem Druckerzeugnis für die leeren Zwischenräume sorgt. Hinzu kommen drei Druckpressen, Farben und jede Menge unterschiedliche Papiere und Kartons. Die neue Schuldruckerei ist ein wahres Paradies für Schülerinnen und Schüler mit Spaß am Experimentieren und an der Gestaltung von traditionell hergestellten Druckerzeugnissen.

So beindruckend die Ausstattung so gut die Stimmung der Gäste bei der feierlichen Eröffnung der kleinen Druckwerkstatt. Schulleiterin Martina Schneider empfing den Kreisbeigeordneten Winfried Ottmann, Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri und die Dezernentin Sabine Butzke vom Staatlichen Schulamt des Main-Kinzig-Kreises sowie zahlreiche weitere Gäste und Mitglieder der Schulgemeinde. Die Schulleiterin dankte allen Beteiligten für deren großes Engagement und ergänzte: „Es gab einige Hürden zu nehmen. Denn in der Druckwerkstatt wird auch mit Bleibuchstaben gearbeitet. Wir haben alle Hindernisse überwunden und erfüllen alle Sicherheitsauflagen. Der Schulträger hat mit seiner Unterstützung gezeigt, wie groß sein Vertrauen in unsere Schule ist. Er teilt unsere Überzeugung, dass nicht nur modernste IT-Technik und KI gebraucht werden, sondern auch die Auseinandersetzung mit klassischer Drucktechnik bedeutsam ist. Beides ist von kulturellem und pädagogischen Wert und hat damit seinen Platz in unserer Schule.“ Die kleine Druckwerkstatt sei für alle Schülerinnen und Schüler gedacht. Je nach Schulform, Jahrgang und Förderschwerpunkt könnten die vorhandenen Materialien zudem ganz unterschiedlich eingesetzt werden.

Winfried Ottmann unterstrich, nicht nur in Schulen, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft sei es unerlässlich, jene Kulturwerte zu wahren, die auf eine lange Tradition verweisen. Er fuhr fort: „Mit der kleinen Druckwerkstatt gelingt es der Eugen-Kaiser-Schule einmal mehr, ihre große Vielfalt zu zeigen und weiter auszubauen. Im Unterricht wird sowohl der Umgang mit digitalen Technologien als auch die Fähigkeit, Material zu formen und zu bearbeiten, vermittelt.“ Es sei etwas ganz Besonderes, handwerklich zu arbeiten und am Ende eines Herstellungsprozesses das fertige Produkt in Händen zu halten. Anders als so manches Tablet sei die kleine Druckwerkstatt zudem lange haltbar und von Generationen von Schülerinnen und Schülern nutzbar, fügte er an. Dr. Maximilian Bieri dankte der Schulleitung, die die Idee einer Schuldruckerei erfolgreich vorangetrieben habe: „Das war und ist eine hervorragende Idee, einzigartig in der Stadt Hanau. Es freut mich besonders, dass die Einladungskarte für die heutige Feier das erste Produkt ist, das aus der kleinen Druckwerkstatt stammt.“ Sie sei schön gestaltet und gebe einen ersten Eindruck davon, was in Zukunft an Druckerzeugnissen alles möglich sei.

Anschließend erinnerte Abteilungsleiterin Birgit Schulte an Johannes Gutenberg, der als Erfinder des modernen Buchdrucks gilt. Sie hob den hohen pädagogischen Wert der alten Drucktechnik für eine moderne berufliche Schule wie die EKS hervor. Die Entwicklung des menschlichen Gehirns und die Schärfung bestimmter kognitiver Fähigkeiten sei digital nicht möglich. Wenn Schülerinnen und Schüler zum Beispiel eine Einladung drucken wollten, müssten sie viele Einzelschritte bedenken. Seien der Adressatenkreis, der genaue Inhalt und das Layout geklärt, werde die Schriftart ausgewählt. „Dann setzen die Schülerinnen und Schüler Buchstabe für Buchstabe, Satzzeichen, Leerzeichen in die vorgesehenen Rahmen. Und wer erst beim Drucken bemerkt, dass ein Fehler unterlaufen ist, beginnt einen Teil der Arbeit von vorne“, erläuterte die Abteilungsleiterin. Es finde das genaue Gegenteil von automatischer Rechtschreibkorrektur und Arbeiten mit ChatGPT statt. Zudem werden die Buchstaben spiegelverkehrt gesetzt. „Alles in allem findet ein Prozess statt, der exakte Planung, Konzentration und Fokussierung fördert. Dadurch werden Kompetenzen vermittelt, die in jedem Berufsfeld benötigt werden“, so Birgit Schulte. Ihr Kollege Peter Wolf, sowohl Initiator und Organisator der Schuldruckerei als auch gelernter Schriftsetzer und Grafikdesigner, stellte den Gästen die kleine Druckwerkstatt vor. Unterstützung erhielt er von drei Schülern der EKS, die mit Engagement und mit handwerklichem Geschick die kleine „Boston-Tiegel-Druckmaschine“ und die große Andruckpresse bedienten. „Wir können Plakate, Einladungsschreiben und Postkarten herstellen und sind keine Showdruckerei. Wir wollen gutes Handwerk machen“, so Peter Wolf.