Der „Puffer“ wird fürs Erste eingelagert

pm-img
Die Leichtbauhalle in Gelnhausen wird aktuell zurückgebaut. Seit September lief sie im Stand-by-Modus, nun lagert der Main-Kinzig-Kreis sie ein.

26. Juli 2024 - Seit September des vergangenen Jahres war die Leichtbauhalle auf dem Parkplatz der Großsporthalle Gelnhausen unbewohnt, nun wird sie über die Sommerferien abgebaut und eingelagert. Das ist Teil des Unterbringungs-Konzepts für Geflüchtete im Main-Kinzig-Kreis, wie Landrat Thorsten Stolz erläutert. „Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren haben wir binnen weniger Tage große Kapazitäten an Bettplätzen im Kreisgebiet gebraucht. In der ersten Phase ging das nur, indem wir Bestandshallen mitgenutzt haben, also Schulturnhallen und auch die Mittelbuchener Mehrzweckhalle. Parallel dazu haben wir aber auch dauerhafteren Wohnraum akquiriert beziehungsweise neu geschaffen. Die Leichtbauhallen, die wir in Gelnhausen und in Hanau stehen hatten, haben wir für die Übergangszeit eingesetzt und zur zwischenzeitlichen Abpufferung gebraucht“, so Thorsten Stolz. „Als Puffer-Möglichkeit werden wir sie nun einlagern und damit diesen Bereich des Parkplatzes an der Turnhalle wieder freigeben.“

Der Main-Kinzig-Kreis hatte die ¬Leichtbauhalle nahe der Kreisrealschule im Dezember 2022 in Betrieb genommen, als zwischenzeitlich sechste Notunterkunft. Über den Winter 2022/2023 baute der Main-Kinzig-Kreis seine eigenen Unterbringungs-Kapazitäten mit insgesamt sieben Notunterkünften und 13 Gemeinschaftseinrichtungen auf rund 2.000 Bettplätze aus. Dieser behelfsmäßige Wohnraum diente als zeitlicher Puffer, während die Städte und Gemeinden ihrerseits mit Hochdruck eigene Unterkünfte aufbauten. Denn insbesondere durch den Krieg in der Ukraine erreichten bis Ende des Jahres 2022 rund 8.500 Geflüchtete und Asylsuchende den Main-Kinzig-Kreis.

In einer Leichtbauhalle standen in Gelnhausen Schlafkabinen für bis zu 150 Personen bereit. Daran angegliedert war ein kleineres Zelt mit Aufenthalts- und Essbereich. Durch zusätzliche Sanitär- und Waschcontainer bestritten die Bewohnerinnen und Bewohner ihren Alltag eigenständig, betreut durch ein externes Standortteam im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises.

„Wir richten unser Unterbringungs-Management von Geflüchteten und Asylsuchenden im Landkreis seit jeher bedarfsgerecht und effizient aus“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann. „Das heißt, dass wir Kapazitäten an einer Stelle erst wieder zurückfahren, wenn sie an anderer Stelle in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen.“ So sei das nun auch in Gelnhausen der Fall. Der Betrieb der Gemeinschaftseinrichtung auf dem Underwood-Kasernengelände läuft seit vergangenem Jahr, und auf dem Gelände in Großauheim haben der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau die Voraussetzungen geschaffen, um im Notfall die Leichtbauhalle aus Gelnhausen wieder aufzubauen, sollte der Notbehelfs-Wohnraum knapp werden.

Sofern schon im zurückliegenden Winter oder in diesem Frühjahr höhere Kapazitäten gebraucht worden wären, hätte der Kreis den Betrieb am Gelnhäuser Standort gleichwohl wieder hochgefahren. Die Zuweisungszahlen an den Main-Kinzig-Kreis, also die Zahl der Menschen, die wöchentlich aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen ins Kreisgebiet umziehen und hier untergebracht werden müssen, lagen in den vergangenen Monaten jedoch deutlich unter den Zahlen aus dem Jahr 2022. Im laufenden Quartal kommen jede Woche 70 Menschen neu in den Main-Kinzig-Kreis. 2022 lag die Zahl im Vergleichszeitraum bei 105, im vergangenen Jahr bei 64 Personen wöchentlich. Das Land Hessen hat den Kreisen und kreisfreien Städten bis zum Jahresende wieder steigende Zuweisungszahlen angekündigt.

„Wir hatten 2022 eine Unterbringungskrise in Hessen“, blickte Landrat Thorsten Stolz zurück. „Die haben die Landkreise im Schulterschluss mit den Städten und Gemeinden eingedämmt. Die Intensität der Aufgabe, Menschen unterzubringen, ist aktuell etwas geringer, aber die Aufgabe an sich ist nicht weg und wird in der zweiten Jahreshälfte wieder größer. Niemand kann exakt voraussagen, wie die Situation in den nächsten Monaten und Jahren sein wird. Insofern bleibt es Teil unserer Strategie im Main-Kinzig-Kreis, Puffermöglichkeiten bereitzuhalten.“