Wie fühlte sich Mobilität in längst vergangenen Zeiten an?
09. Oktober 2024 - Unterwegs mit der Postkutsche, dem Pferdefuhrwerk, dem ersten eigenen Fahrrad ohne Gangschaltung oder einem Auto: Mobilität in früheren, längst vergangenen Zeiten, ist nicht gleichzusetzen mit Mobilität in unserer heutigen, modernen Gegenwart. Welche Gefühle verbinden wir damit? Und wie sahen die Transportmittel aus? Darauf wirft das neue Gelnhäuser Heimatjahrbuch „Zwischen Vogelsberg und Spessart“ interessante Schlaglichter. „Unsere Heimatforscherinnen und Heimatforscher widmen dem Thema Mobilität eine ganze Ausgabe. Herausgekommen sind ebenso vielfältige wie spannende Betrachtungen, die in die Kindheit der Autoren und Autorinnen führen oder sogar noch weiter zurückgehen in die Geschichte. Daher ist auch der neue Jahreskalender wieder ein tolles Nachschlagewerk für Menschen, die sich über die Regionalgeschichte und den Geschichten ganz normaler Menschen einen Einblick in die großen Geschichtsabläufe verschaffen möchten“, erklärte Landrat Thorsten Stolz bei der Vorstellung des frischen Druckwerks im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen.
Sein ausdrücklicher Dank galt den Autoren und Autorinnen, die den Kalender mit viel Leben füllen. „Dafür ist mitunter akribische Recherchearbeit in Archiven erforderlich. All das kostet Zeit und Geduld und wäre ohne die große Liebe zu unserer Heimatgeschichte nicht möglich“, unterstrich der Landrat. Er dankte auch dem Druck- und Pressehaus Naumann aus Gelnhausen mit Verleger Oliver Naumann an der Spitze, das für die Drucklegung verantwortlich zeichnet.
Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte beim Main-Kinzig-Kreis, würdigte die 18 Beiträge für die Ausgabe 2025, die das Thema Mobilität aus ganz unterschiedlicher Sicht behandeln und sich längst nicht nur auf Fortbewegung im eigentlichen Sinne beziehen, sondern auch mit Migration. So ist es bei Brigitte Nix der Überseekoffer ihrer Großmutter, der in den Mittelpunkt gerückt wird. Dass Reisen im 17./18. Jahrhundert teuer und darüber hinaus auch beschwerlich war, geht aus dem Berichten von Peter Nickel und Volker Kircher hervor, die sich mit dem ehemaligen Handelsweg Frankfurt-Leipzig befassen. Es ging über Holperpisten und gefährlich war eine solches Unterfangen obendrein. Überhaupt nahmen die Mobilitätsunfälle mit fortschreitender Technisierung weiter zu. Über den schweren Eisenbahnunfall von Hailer-Meerholz vom 17./18. Oktober 1917 mit sechs Toten schreibt Michael Lapp und erläutert den heutigen Leserinnen und Lesern den Kontext, so dass diese direkt eintauchen in die Zeit des Ersten Weltkrieges. So geht es immer wieder um das Wegfahren, das Ankommen und sogar um eine Milchkarre – unentbehrlich für den Milchtransport. „Immer wieder stehen Menschen im Mittelpunkt, die längst nicht mehr am Leben sind und die ohne die Bemühungen der Heimatforschung wohl längst in Vergessenheit geraten wären“, so Christine Raedler. Sie selbst hat übrigens ein Foto ihres Vaters und seines geliebten Volkswagen Karmann „Ghia“ zur Ausgabe beigesteuert. Claus Raedler erwarb den heutigen Oldtimer 1964. Das Auto bedeutete spontane Spritztouren und machte die junge Familie mobil – zur damaligen Zeit war das etwas ganz Besonderes.
Das vom Main-Kinzig-Kreis herausgegebene Heimatjahrbuch kostet 9,95 und hat 204 Seiten. Es ist unter anderem erhältlich im Buchhandel, im Main-Kinzig-Forum und im Zentrum für Regionalgeschichte.
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