Bis 2050 gehen jährlich 3.000 Beschäftigte in Rente

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Kreisbeigeordneter Jannik Marquart (Dritter von rechts) und Walter Dreßbach (Fünfter von rechts), Leiter des Referats Wirtschaft, Arbeit, digitale Infrastruktur, informierten über den „Wandel der Arbeitswelt“.

29. November 2024 - Kautschuk und Kunststoff sind Werkstoffe mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Sie spielen unter anderem in der Automobilindustrie eine große Rolle. Im Main-Kinzig-Kreis sind zahlreiche Firmen ansässig, die in diesem Bereich tätig sind und die Konzepte entwickeln müssen, um die Transformation der Wirtschaft und ihre Folgen zu bewältigen.

Kreisbeigeordneter Jannik Marquart hatte vor kurzem Vertreterinnen und Vertreter eben dieser Branche eingeladen, um über die Zukunft der Kautschuk und Kunststoff verarbeitenden Firmen zu sprechen. An dem Austausch „Wandel der Arbeitswelt“ in den Räumen der Woco Gruppe in Bad Soden-Salmünster nahmen außerdem Winfried Ottmann, Kreisbeigeordneter a.D., sowie Rainer Flach, Leiter der Beruflichen Schulen Gelnhausen, teil.

Der Main-Kinzig-Kreis wolle die Stärke des Wirtschafts- und Arbeitsstandorts Main-Kinzig erhalten und fördern, sagte Jannik Marquart. Als Wirtschaftsdezernent verfolge er das Ziel, die politischen Rahmenbedingungen zu gestalten, um langfristig Beschäftigung und Wertschöpfung zu sichern. Der Wirtschaftsdezernent hält den geplanten Azubi-Campus für ein probates Mittel gegen den erheblichen Fachkräftemangel. Bereits 2026 soll das Azubiwohnheim eröffnet werden. „Der Campus ist eine sinnvolle und vor allem innovative Maßnahme, um junge Menschen in die Region zu holen. Dort werden die Jugendlichen nicht nur wohnen, sondern sie werden auch pädagogisch betreut, schließlich dürften einige von ihnen minderjährig sein.“ In Fulda gebe es eine solche Einrichtung bereits und sie werde sehr gut angenommen. „Wir haben uns in Fulda ausführlich informiert und dazu entschlossen, das Modell zu übernehmen. Jetzt müssen wir die Einrichtung gemeinsam mit den Unternehmen mit Leben füllen – und das im Wortsinn“, unterstrich Jannik Marquart. Er gehe davon aus, dass der Campus auch deshalb Wirkkraft entfalte, weil ein Teil der Jugendlichen nach Abschluss der Ausbildung in der Region bleibe.

Zuvor hatte Dr. Jonas Ziegler, Director of Material Devlelopment, der Woco Gruppe, die Gäste begrüßt. Es sei wichtig, Menschen zusammen- und ins Gespräch zu bringen. Dies gelte auch für die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Er freue sich, dass bei einer Zusammenkunft wie dieser zukunftsweisende Themen besprochen und gemeinsam entwickelt würden.

Walter Dreßbach, Leiter des Referats für Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur, stellte die Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises und ihre Aufgaben vor. Sein Appell an die Anwesenden: „Wir öffnen Türen, beraten und können manchen Prozess beschleunigen, weil wir zum einen in die Verwaltung hineinwirken können und zum anderen über ein ausgezeichnetes Netzwerk verfügen. Sprechen Sie uns an.“ Anschließend präsentierte er Daten und Fakten rund um das „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“. „Die Region steht vor großen Umbrüchen, die vor allem vom zunehmenden Fach- und Arbeitskräftemangel geprägt sind, aber auch von den Anforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringen. Darüber wollen wir als Wirtschaftsförderung informieren und Impulse geben“, erläuterte Walter Dreßbach. Der Kreis habe deshalb in Kooperation mit regionalen und überregionalen Playern das Reallabor Main-Kinzig“ entwickelt und ein „Transformationsökosystem“, in dem etwa 370 Angebote zur Beratung, Unterstützung und Fortbildung für Unternehmen, Arbeitskräfte und Arbeitssuchende enthalten seien.

„Bis 2050 hören in der Region bis zu 100.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte auf. Pro Jahr sei nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe Universität Frankfurt am Main mit einem Verlust von mehr als 3.000 Beschäftigen zu rechnen. Dieser für Betriebe herausfordernde Prozess müsse begleitet werden, um die Wirtschaftskraft der Region zu erhalten. Firmen, die sich breit und vor allem außerhalb der Automotive-Branche aufstellten, hätten langfristig Vorteile: „Sie kommen besser durch die Transformation“, unterstrich Walter Dreßbach abschließend.

Hintergrund
Die Transformation der Wirtschaft ist eines der wichtigsten Themen der Zukunft. Der Main-Kinzig-Kreis unterstützt die Unternehmen der Region in dem damit zusammenhängenden Veränderungsprozess. Dazu findet im Main-Kinzig-Kreis ein Projekt des Landes Hessen „Regionales Transformationsmonitoring als Grundlage für eine evidenzbasierte Fach- und Arbeitskräftesicherung in Hessen. Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ statt. Der Main-Kinzig-Kreises kooperiert dabei mit dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. Das Projekt wird vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe Universität Frankfurt am Main wissenschaftlich begleitet. Das „Reallabor“ wird von einer regionalen Steuerungsgruppe begleitet. Sie besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Städte und Gemeinden im Kreis. Außerdem gehören der Gruppe Vertreterinnen und Vertreter des Kommunalen Centers für Arbeit, der gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung, der Bildungspartner Main-Kinzig sowie einer Lenkungsgruppe aus Kreis, Land und IWAK an.