Verdiente Personen der Heimatpflege und Geschichtsforschung ausgezeichnet
29. Novebmer 2024 - Die 29 Städte und Gemeinden und ihre vielen Ortsteile im Main-Kinzig-Kreis sind „eine unerschöpfliche Quelle von Geschichten, historischen Begebenheiten und interessanten Persönlichkeiten“, sagte Landrat Thorsten Stolz anlässlich der 36. Verleihung der Medaillen für Heimatpflege und Geschichtsforschung. Daher sei es ein großes Glück, dass sich zahlreiche Männer und Frauen ehrenamtlich damit befassen, diese spannenden Zeitzeugnisse sichtbar zu machen.
Insgesamt 21 Vorschläge hat das Zentrum für Regionalgeschichte in diesem Jahr von den Städten und Gemeinden sowie den Geschichtsvereinen erhalten. Eine beachtliche Zahl, die das weiterhin hohe Interesse an der Heimatgeschichte belegen. Ausgewählt wurden vom Kreisausschuss mit Hermann Tilp (Gründau), Kurt Hanselmann (Gelnhausen) und Georg Brodt (Nidderau) drei Personen mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten ihrer ehrenamtlichen Forschungsarbeit.
So hat Hermann Tilp unermüdlich die Geschichte des Dorfes Herolz – heute ein Teil von Schlüchtern – aufgearbeitet und dokumentiert. Die besondere Begeisterung von Kurt Hanselmann gilt der Geschichte der adeligen Isenburger Grafen in seinem Heimatort Meerholz und Georg Brodt hat für Ostheim und Umgebung eine herausragende Dokumentation von Zeitzeugen in Wort und Bild erstellt. „Mit ihrem jahrzehntelangen, kontinuierlichen Engagement haben die zu Ehrenden besondere Leistungen für eine lebendige Erinnerungskultur im Main-Kinzig-Kreis erbracht“, betonte der Landrat. Damit können sie entsprechend der Anforderungen „herausragende Verdienste im Sinne der demokratischen und freiheitlichen Traditionen vorweisen“.
Anlässlich der Feierstunde begrüßte Thorsten Stolz neben den drei genannten Personen auch die Bürgermeister Christian Litzinger (Gelnhausen), Andreas Bär (Nidderau), Gerald Helfrich (Gründau) sowie den Altlandrat Karl Eyerkaufer. Für den musikalischen Rahmen sorgte Helmut Brück mit Gesang, Gitarre und Sackpfeife. Als weitere Ehrengäste waren zudem die Vorsitzende des Heimat- und Fördervereins Herolz e.V., Stephanie Loder-Ohrmann, sowie Günter Brandt als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Ostheim gekommen.
Für den Bereich des ehemaligen Landkreis Schlüchtern hat sich Hermann Tilp sehr verdient gemacht. Sein absoluter Schwerpunkt ist die Geschichte von Herolz und damit auch der „Heimat- und Förderverein Herolz e.V.“ für den er sich seit vielen Jahren maßgeblich einsetzt – auch wenn er eigentlich in Gründau wohnt und auch die dortige Geschichte pflegt.
Wie Landrat Thorsten Stolz ausführte, hat Herrmann Tilp das umfassende Werk „Unterm Krummstab – Bilder aus der Geschichte des osthessischen Dorfes Herolz“ veröffentlicht, für das er zwölf Jahre recherchierte. Gestützt auf vorhandene lokalgeschichtliche Forschungsbeiträge sowie seine ausgiebigen Recherchen in den Archiven von Darmstadt, Marburg und Wiesbaden, im Pfarrarchiv Herolz und in der Landesbibliothek Fulda entstand in 34 Kapiteln ein Standardwerk, das über zahlreiche Aspekte und Ereignisse in der Geschichte des Ortes berichtet.
„Zudem glänzt er mit über 20 Artikeln im Heimatkalender „Bergwinkel-Bote“ des ehemaligen Landkreises Schlüchtern“, wie der Landrat weiter berichtete. Neben zahlreichen weiteren Veröffentlichungen hält er historische Vorträge und bietet Dorfführungen. In der Bewerbung des Vereins heißt es unter anderem: „Herr Tilp macht mit seiner Arbeit die Geschichte erlebbar. Seine Texte sind ein großer Gewinn für unseren ehemaligen Landkreis Schlüchtern.“
Sein Antrieb ist „die Liebe zur Geschichte“ und der Umstand, dass er 1946 in Herolz als Flüchtlingskind „gestrandet“ ist und ein neues Zuhause sowie zahlreiche Freunde fand, wie er selbst berichtete. Über die „überraschende Auszeichnung“ war er „sehr erstaunt und auch erfreut“.
In vergleichbarer Weise hat sich Kurt Hanselmann im Geschichtsverein Meerholz-Hailer e.V. engagiert, wo er seit 2001 auch Vorsitzender ist. Kontinuierlich hält er Vorträge über die Heimatgeschichte der beiden Ortsteile, damit die Menschen fundierte Kenntnis über ihre gemeinsame Geschichte haben. Um die Berichte mit den authentischen Orten zu verknüpfen, bietet er zudem historische Führungen durch Meerholz und Hailer an.
Zum Kulturgut gehört auch ein ortstypischer Dialekt, den es zu erhalten und beleben gilt. Auch hierfür ist Kurt Hanselmann ein „Kümmerer“, wie Landrat Thorsten Stolz feststellte. Er hält Heimatgeschichten und -erzählungen gerne in Meerholzer Mundart ab und belebt somit den Fortbestand des lokalen Dialektes. Eine Vielzahl von Publikationen wurden von ihm veröffentlicht. Allein für das Gelnhäuser Heimatjahrbuch sind es inzwischen 20 Artikel, häufig auch zu seinem bevorzugten Thema, den Isenburger Grafen. Zudem hat er mehrere Buchprojekte verwirklicht.
Darüber hinaus war Kurt Hanselmann federführend beteiligt bei der Renovierung und späteren Neueröffnung des Heimatmuseums Meerholz-Hailer, organisiert das Kelterfest in Meerholz und setzte sich ein für den Europäischen Kulturweg Meerholz-Hailer. Seinen Zugang zur Heimatgeschichte fand er bereits mit 17 Jahren, als seine Mutter ihn ins „Kaufmanns“ zur Sitzung des Geschichtsverein schickte. „Hier traf ich dann auf lauter alte Männer, die mich aber nach kurzer Ansprache direkt zum Schriftführer bestimmten“, erinnerte er sich.
Für Georg Brodt aus Nidderau-Ostheim waren die Gespräche mit den Zeitzeugen „historische Sternstunden“, die er in Wort und Bild festhielt. Wunderbare Momentaufnahmen wie das „Usthemer Gebabbel“ sind dabei entstanden, die als Videodokumentationen in Mundart von bleibenden Wert sind. „Mit dieser Arbeit ist die Rettung eines wertvollen Stücks Kulturgut unserer Region für die Nachwelt gelungen, das sonst untergegangen und für immer verloren gegangen wäre“, betonte Landrat Thorsten Stolz.
Seit vielen Jahren ist Georg Brodt außerdem ein äußerst aktives Mitglied des Heimat- und Geschichtsverein Ostheim. Er wirkt maßgeblich mit im Arbeitskreis „Stadtgeschichte der Stadt Nidderau“ und ist Autor zahlreicher Artikel der „Nidderauer Hefte“. Als innovativer Heimatpfleger, engagiertes Mitglied in der Interessengemeinschaft Historische Landmaschinen Wetterau/Main Kinzig e.V. (IGHL) und als Retter sonst „verlorener Stimmen“ sei er als Geschichtsforscher im besten Sinne anzusprechen, sagte Thorsten Stolz in seiner Laudatio.
Bürgermeister Andreas Bär unterstrich in seinem Grußwort die außergewöhnlichen Verdienste von Georg Brodt und gratulierte zu der besonderen Auszeichnung. In ähnlicher Weise würdigte Bürgermeister Gerald Helfrich die ausdauernde Forschungsarbeit von Herrmann Tilp und übermittelte die Glückwünsche der Gemeinde Gründau. Bürgermeister Christian Litzinger richtete seine Dankesworte an Kurt Hanselmann, der für sein herausragendes Engagement bereits im Jahr 2015 den Gelnhäuser Heimatpreis erhalten hatte.
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