
Menschenfeindliche Tendenzen nehmen zu

10. September 2025 - Die Demokratiekonferenz im Bildungshaus in Gelnhausen widmete sich diesmal der grundsätzlichen Frage, ob die Demokratie in Gefahr sei. Als Impuls präsentierte die Partnerschaft für Demokratie (PfD), die diese Konferenz veranstaltet hat, Ergebnisse einer Online-Umfrage. Demnach sehen Bürgerinnen und Bürger die Demokratie, auch auf lokaler Ebene, durchaus unter Druck. Im Laufe der Konferenz zeigte sich aber zugleich, dass die Demokratie auch auf einem starken Fundament engagierter Menschen und Initiativen steht. Entscheidend bleibe, Netzwerke zu stärken, Anerkennung sichtbar zu machen und beispielsweise die Partnerschaft für Demokratie als zentrale Plattform weiterzuentwickeln.
Alexander Wicker, stellvertretender Geschäftsführer der Bildungspartner Main-Kinzig und Vorsitzender des Bündnisses der Partnerschaft für Demokratie (PfD), betonte schon in seiner Eröffnungsrede aktuelle Herausforderungen für die Demokratiearbeit. Wicker rief dazu auf, sichtbar Haltung zu zeigen, enger zusammenzuarbeiten und sich klar gegen Demokratiefeindlichkeit zu positionieren. Im Anschluss stellte Steffen Behme von der Koordinierungs- und Fachstelle der PfD, die zentralen Ergebnisse einer Online-Befragung und qualitativer Experteninterviews vor. Diese machten deutlich:
- Menschenfeindlichkeit wie Rassismus, Antisemitismus oder Queerfeindlichkeit prägt den Alltag vieler,
- Ehrenamtliche sind stark belastet und sehen sich zunehmend Anfeindungen ausgesetzt,
- Populismus und digitale Desinformation untergraben das Vertrauen in Politik und Institutionen.
Als Handlungsempfehlungen nannte Behme den Ausbau von Medienkompetenz, die Stärkung lokaler Netzwerke, die gezielte Förderung der Teilhabe marginalisierter Gruppen sowie die Weiterentwicklung der PfD zur sichtbaren Koordinationsstelle für Demokratieförderung im Kreis.
Über die Ergebnisse der Umfrage diskutierten anschließend Grit Ciani (Referat für Frauenfragen und Chancengleichheit), Isabella Gürtler (Ehrenamtsagentur des Main-Kinzig-Kreises), Alexander Wicker (Bildungspartner Main-Kinzig) und Niko Deeg (PINOT – Jüdische Bildungsbausteine) unter Moderation von Steffen Behme. Im Fokus standen die Belastungen des Ehrenamts, die Notwendigkeit wirksamer Schutz- und Anerkennungssysteme für Engagierte sowie die bessere Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt. Deutlich wurde auch, dass Demokratieförderung künftig hybrid gedacht werden muss: analoge Begegnungen in Schulen und Vereinen, kombiniert mit digitaler Aufklärung und Zivilcourage. Ein weiterer Schwerpunkt war die Jugendbeteiligung. Jugendliche seien nach Ansicht des Podiums bislang stark unterrepräsentiert, obwohl gerade sie von extremistischer Online-Propaganda besonders betroffen sind. Hier brauche es neue, niedrigschwellige Beteiligungsformate, die junge Menschen ernsthaft einbeziehen. Innerhalb der Partnerschaft für Demokratie wird Jugendpartizipation über das Jugendforum gefördert, in dem sich Jugendliche selbstorganisiert beteiligen und eigenständig Projekte umsetzen.
Im weiteren Verlauf boten vier Workshops Gelegenheit zur Vertiefung:
- Das Mobile Beratungsteam Osthessen vermittelte, wie man menschenfeindlichen Parolen wirksam begegnen kann,
- Menschen & Medien e. V. zeigte Strategien zum Erkennen und Entkräften von Desinformation,
- der Workshop „Alltagshelden“ des Tuğçe Albayrak e. V. förderte mit theaterpädagogischen Methoden Zivilcourage im Alltag,
- Bildungspartner Main-Kinzig und Büdinger Kreis e. V. stellten das Konzept der Demokratiewerkstätten vor, bei dem die Teilnehmenden Themen und Termine bestimmen und niedrigschwellig etwas über politische Zusammenhänge lernen; im nächsten Schritt organisieren sie Veranstaltungen der politischen Bildung für Bürgerinnen und Bürger.
Die praxisnahen Formate boten konkrete Handlungsmöglichkeiten und stärkten die Sicherheit im Umgang mit demokratiefeindlichen Herausforderungen.
Zur Demokratiekonferenz gehörte ebenfalls ein Markt der Möglichkeiten, auf dem sich eine breite Palette aktiver Initiativen, Organisationen sowie Ämter und Referate der Kreisverwaltung, darunter das Büro für interkulturelle Angelegenheiten, die Ehrenamtsagentur, das Referat für Frauenfragen und Chancengleichheit sowie der Behindertenrat des Main-Kinzig-Kreises präsentierten. Die Stände machten die Vielfalt lokaler Demokratiearbeit greifbar, von Antidiskriminierung über Medienbildung bis hin zu Jugend- und Inklusionsprojekten.
Hintergrund: Interkulturelle Wochen
Die mittlerweile vierte Demokratiekonferenz hat im Rahmen der Interkulturellen Wochen stattgefunden. Die Interkulturellen Wochen dauern im Main-Kinzig-Kreis von 1. bis 30. September und halten 55 außergewöhnliche Veranstaltungen bereit, mit kulturellen und kulinarischen Schwerpunkten. Immer im Fokus steht dabei der Wert von gesellschaftlicher Vielfalt und das gegenseitige innergesellschaftliche Verständnis, ganz gleich welche Biografie in Deutschland oder einem anderen Herkunftsland jemand besitzt. Schirmherren sind der Erste Kreisbeigeordnete Andreas Hofmann sowie der Hanauer Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri. Das komplette Programm findet sich auf der Internetseite des Main-Kinzig-Kreises (www.mkk.de).
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