Von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen lernen: Weiterbildungsverbund für Hausärzte im Kreis
19. November 2025 -
Seit 16 Jahren ist der Allgemeinmedizinische Weiterbildungsverbund für angehende Hausärzte und Hausärztinnen eine gute Wahl, wenn es um die Weiterbildung zum Facharzt und Fachärztin für Allgemeinmedizin im Main-Kinzig-Kreis geht. „Wir können hier ganz klar von einem Erfolgsmodell sprechen – es gehört hessenweit zu den erfolgreichsten. Denn durch den Weiterbildungsverbund ermöglichen wir nicht nur eine strukturierte Weiterbildung, sondern bieten auch den wertvollen Austausch mit erfahrenen Medizinerinnen und Medizinern“, erklärt Dr. Dietmar Schultheis, der das Konzept für den Weiterbildungsverbund gemeinsam mit den Medizinern Dr. Rosa-Maria Bachmann-Schmitt (Hausärztin), Frank Forst (ärztlicher Leiter Zentrale Notaufnahme Main-Kinzig-Kliniken) und Dr. Wolfgang Hahn 2009 erarbeitet hatte. Grund war eine drohende Unterversorgung bei der hausärztlichen Versorgung im östlichen Main-Kinzig-Kreis. Ziel der Kooperation zwischen Hausärzteverband, Main-Kinzig-Kliniken und dem Ärztenetz Spessart war es, langfristig eine flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung zu sichern und diese zu verbessern. Seit 2020 ist der Main-Kinzig-Kreis an Stelle des Ärztenetzes Spessart getreten. Mittlerweile gehören dem Verbund zwölf Weiterbildungspraxen und die beiden Standorte der Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen und Schlüchtern an.
Der Facharzt-Ausbildung im Bereich Allgemeinmedizin kommt eine besondere Bedeutung zu, denn: „Hier ist die Bandbreite an medizinischen Problemstellungen besonders groß. Wer in der Allgemeinmedizin arbeitet, ist der erste ärztliche Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung seiner Patienten und Patientinnen was körperliche und seelische Probleme angeht. Eine Hausarztpraxis kümmert sich sowohl um die Akut- als auch um die Langzeitversorgung, Prävention und Rehabilitation und begleitet diese Menschen häufig über viele Jahre hinweg. Das macht dieses Berufsbild so besonders“, erklärt Dr. Dietmar Schultheis und fügt hinzu: „Deshalb ist es uns so wichtig, unsere Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner bestmöglich auszubilden. Das Berufsbild ist ausgesprochen vielseitig und spannend. Ich freue mich, dass wir in den zurückliegenden Jahren immer wieder vielfältige Praxiseinblicke vermitteln konnten, nur so ist es möglich, das breite Spektrum an hausärztlichen Tätigkeiten richtig kennenzulernen – unter Anleitung erfahrener Mentorinnen und Mentoren.“
Das Mentoring ist ein wichtiger Teil des Konzepts, ermöglicht es doch den direkten Austausch bei allen Fragen und Problemstellungen. Dr. Rosa-Maria Bachmann-Schmitt hat sich aus Altersgründen mittlerweile aus der Mentorengruppe zurückgezogen. Ein Schritt, den Dr. Dietmar Schultheis ebenfalls plant. Die Verwaltungsaufgaben hat bereits zum großen Teil die Gesundheitskoordination des Main-Kinzig-Kreises übernommen. „Wir sind sehr dankbar, dass wir den Weiterbildungsverbund immer wieder weiterentwickeln und neue Mitglieder im Mentoren-Team gewinnen konnten“, erklärt Dr. Dietmar Schultheis. Das Mentoring habe er über all die Jahre als sehr bereichernd auch für ihn selbst erfahren, auch wenn er überwiegend für den organisatorischen Bereich, Webseite und soziale Medien zuständig gewesen sei. Die neue Mentoren-Generation arbeite viel digitaler und nutze verstärkt Messenger-Dienste und weniger E-Mails und Telefonate. „Ich wünsche der neuen Generation im Mentoren-Team viel Freude und positiven Input. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sowie junge, frische Ideen sind sehr wichtig für eine moderne, hausärztliche Tätigkeit“, so Dr. Schultheis, der seit 33 Jahren praktiziert.
Einer der neuen Mentoren ist Jakob Schmitt (35), der seit Januar 2024 als Allgemeinmediziner in Freigericht-Somborn tätig ist. Er möchte das, was er selbst im Weiterbildungsverbund erfahren und lernen konnte, gern an andere weitergeben, auch vom Standpunkt eines Praxisinhabers. Denn der Schritt in die Selbständigkeit wird von vielen Medizinerinnen und Medizinern als sehr herausfordernd empfunden. Ihm ist es daher wichtig, dass bereits an den Universitäten der hohe Stellenwert der Allgemeinmedizin stärker betont wird. Generell sei es wichtig, dass es Medizinerinnen und Medizinern leichter gemacht werde, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren – gerade mit Blick auf den großen Bedarf an Allgemeinmedizinern. Hier mahnt Frank Forst, der das Weiterbildungskonzept damals mitentwickelt hat, dass dringend Bürokratie abgebaut werden müsse, damit Mediziner wieder mehr Zeit für die Patienten und Patienten haben und nicht mehr so viel Zeit für Dokumentationen aufwenden müssen. Auch er sieht bessere Arbeitsbedingungen, eine angemessene Vergütung und einen besseren Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben als Schlüsselelemente. Zum Mentorenteam gehört außerdem Dr. Thorsten von Gazali, der in der Berufsausübungsgemeinschaft Hausarztzentrum in Linsengericht tätig ist.
Dr. med Nele P. Tsanis (40) durchläuft gerade das Weiterbildungskonzept: Sie befindet sich aktuell im zweiten Weiterbildungsjahr zur Allgemeinmedizinerin. Ihre Ausbildung hat sie in der internistischen Abteilung der Main-Kinzig-Kliniken begonnen und ist mittlerweile in der Zentralen Notaufnahme der Main-Kinzig-Kliniken tätig. „Hier habe ich Gelegenheit, meine Kenntnisse und Fähigkeiten in Bezug auf chirurgische Krankheitsbilder zu verbessern“, erklärt Nele P. Tsanis. Sie hat sich gleich zu Beginn ihrer Weiterbildung dem Allgemeinmedizinischen Weiterbildungsverbund angeschlossen. „Ich hatte nach dem Studium aus familiären Gründen eine lange berufliche Pause und fühlte eine gewisse Unsicherheit, was meine Weiterbildung zur Fachärztin betraf. Mit dem Verbund hatte ich nun einen direkten Ansprechpartner. Insbesondere durch das Mentoren-Angebot hatte ich eine klar definierte Ansprechpartnerin, was mir ein Gefühl der Sicherheit gab. Die Zugehörigkeit zu einem Verbund empfinde ich als bestärkend, es gibt Rückhalt. Das schätze ich sehr“, erklärt die 40-Jährige. Besonders hilfreich empfindet sie die regelmäßigen Stammtische, die es ermöglichen, sich in lockerer Runde auszutauschen – mit Menschen, die ebenfalls in der Weiterbildung sind oder mit Menschen, die bereits seit vielen Jahren praktizieren. Eine der Verbundpraxen ist Hausärztliche Gemeinschaftspraxis Bad Orb Jossgrund mit den Ärzten Michael Stock, Axel Salamon und Ute Th. Christ. Gerade die Zusammenarbeit mehrerer Mediziner in einer Gemeinschaftspraxis ist ein Modell, das vielen angehenden Hausärzten und Hausärztinnen zusagt. Neben der kollegialen Zusammenarbeit können Ressourcen gemeinsam genutzt werden, was angesichts der hohen physischen und psychischen Belastung durch den Beruf insgesamt als Entlastung empfunden wird, wie Hausarzt Michael Stock erläutert. Ein wichtiger Baustein, um die Fachrichtung zu stärken, ist aus seiner Sicht das Primärarztsystem – in dem die Hausarztpraxis erste Anlaufstelle ist.
„Es gibt viele gute Gründe, die strukturierte Ausbildung zu nutzen. Wir freuen uns über jeden neuen Arzt oder Ärztin, die ihre fachärztliche Weiterbildung im Bereich Allgemeinmedizin hier im Main-Kinzig-Kreis beginnen möchten und die sich danach entscheiden, hier in einer Praxis zu behandeln“, erklärt Dr. Dietmar Schultheis.
Kontakt: Gesundheitskoordination, Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr, Barbarossastraße 24, 63571 Gelnhausen, Telefon (06051) 85-11554, E-Mail: gesundheitskoordination@mkk.de. Mehr Infos auf https://verbund-weiterbildung-allgemeinmedizin.de
Lebenslagen
- Wirtschaft
- Arbeit und Soziales
- Auto, Verkehr und ÖPNV
- Bauen und Wohnen
- Bildung, Schule und Medien
- Frauenfragen und Chancengleichheit
- Kultur, Sport und Ehrenamt
- Gesundheit
- Familie, Kinder und Jugendliche
- Zuwanderung und Integration
- Natur, Umwelt, Landwirtschaft und Tierschutz
- Sicherheit und Ordnung
- Behinderung, Pflege und Alter
Hausanschrift
Main-Kinzig-Forum
Barbarossastraße 16-24
63571 Gelnhausen
Telefon: 06051 85-0
Telefax: 06051 85-77
E-Mail: buergerportal@mkk.de
