Lernfeld Landwirtschaft: Bildung auf dem Bauernhof

Der Main-Kinzig-Kreis und der Kreisbauernverband Main-Kinzig haben in enger Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt das Projekt Lernfeld Landwirtschaft aufgelegt. Mit diesem Projekt soll es Schulklassen und Kita-Gruppen ermöglicht werden, Bauernhöfe zu besuchen und so landwirtschaftliche Produktion kennenzulernen. Dabei versteht sich der Kreis als Verbindungsstelle. Zum einen sollen Hofbetriebe geworben werden, ihre Pforten für Besuchergruppen zu öffnen. Zum anderen sollen Lehrer und Erzieher ermuntert werden, Kontakt zu diesen Höfen aufzunehmen.

Außerdem sollen die Themen regionale Produktion und ausgewogene Ernährung auf den Unterrichtsplan gesetzt werden.
Viele Betriebe haben bereits Interesse für das Projekt geäußert. Auch die ersten Kontakte zwischen Höfen und Schulen und Kindertagesstätten sind bereits geknüpft worden. Mit dem Qualifizierungsangebot von „Bauernhofbegleitern“ schafft der Kreis zudem die Möglichkeit für Landwirtinnen und Landwirte sowie weitere Interessierte, sich pädagogisches Rüstzeug für Führungen anzueignen.

Das Projekt - Idee, Konzept, Ablauf, Unterstützer

Wie der Käse im Supermarkt, eingewickelt in seine bunte Plastik- und Papierverpackung, einmal produziert worden ist, davon haben Käufer immer seltener eine realistische Vorstellung. Für die Produktion war Milch nötig – aber wer hat die geliefert und was war dafür nötig? „Gerade unter Jüngeren und gerade auch in städtischeren Regionen geht der Bezug zur landwirtschaftlichen Produktion immer weiter verloren“, bedauert Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. „Wir wollen jetzt einen besonderen Fokus darauf legen, dass das Wissen über und die Wertschätzung von Landwirtschaft wieder steigt. Dazu laden wir Kinder und Jugendliche gezielt dazu ein, Höfe zu besuchen und Hof- und Feldarbeit kennenzulernen.“

Simmler, die zuständige Dezernentin für den Bereich Landwirtschaft im Main-Kinzig-Kreis, hat dazu mit Unterstützung des Kreisbauernverbands das Projekt „Lernfeld Landwirtschaft“ ins Leben gerufen. Es soll Kindergartengruppen und Schulklassen ermöglichen, heimische Betriebe zu besuchen. Vom Tagesausflug bis zur Projektwoche können sie sich dort auf unterschiedliche Weise damit befassen, welche Arbeitsschritte vom Ei im Hühnerstall bis zum Kuchen beim Bäcker oder von der Kuh im Stall bis zum Käse im Einzelhandel nötig sind.

Mit einer ersten Informationsveranstaltung für Landwirtinnen und Landwirte im Main-Kinzig-Forum schien der Main-Kinzig-Kreis im März 2017 schon mal einen Nerv getroffen zu haben. Rund 80 Frauen und Männer waren der Einladung von Susanne Simmler gefolgt, von Betrieben aus allen Teilen des Kreises. Mit Kreislandwirt Bruno Wörner befand sich ein weiterer Fürsprecher des Projekts Lernfeld Landwirtschaft im Publikum. „Die Hemmschwelle eines Besuchers, auf einen Hof zu kommen, wird immer größer“, berichtete er. Das sei Resultat davon, dass der Bezug zur Landwirtschaft allgemein, zur Regionalität von Produkten und auch zum jahreszeitlichen Einfluss auf das Produktangebot verloren gegangen sei. „Es überrascht mittlerweile schon viele Menschen, wenn man ihnen sagt, dass es im Dezember keine frischen Erdbeeren geben kann“, gab er ein Beispiel. „Wir müssen wieder versuchen, Grundwissen in die Köpfe der Leute zu bekommen. Da müssen wir vor allem bei der jüngsten Generation ansetzen.“

Schon zum Auftakt trugen sich mehrere Landwirtinnen und Landwirte in eine Liste ein, um an diesem Projekt dranzubleiben. Von ähnlichen Projekten hatten sie bereits gehört oder bei solchen teilgenommen, etwa bei „Bauernhof als Klassenzimmer“ oder „Lernort Bauernhof“. Ein vom Kreis bereitgestellter Fördertopf für Bauernhofbesuche und der Vernetzungsgedanke des Kreises machen dieses Projekt jedoch einzigartig.

Angesichts des umfangreichen Konzepts von Lernfeld Landwirtschaft sprach Joachim Diesner vom zuständigen Ministerium in Wiesbaden beim Auftakttreffen anerkennend von „einem unserer Vorzeigelandkreise“. „Grundsätzlich eint uns alle das gemeinsame Ziel, dass Kinder auf einem Hof etwas sehen und buchstäblich begreifen. Das sind Erfahrungen, die sie ein Leben lang behalten“, so Diesner. Vor allem könnten diese Hofbesuche die idealisierten Bilder eines Bauernhoflebens etwas zurechtrücken. „Das Idealbild eines Bauernhofs wie in einem bunten Bilderbuch hat es so nie gegeben.“

Auf einer Reihe von Bauernhöfen im Kreisgebiet ist es schon gute Tradition, Kinder einzuladen und durch Ställe und Felder zu führen. Dazu zählen der Hof Buchwald in Nidderau und der Weidenhof in Wächtersbach. Für das Projekt Lernfeld Landwirtschaft haben die Inhaberinnen und Inhaber Besuchern von anderen Höfen gezeigt, wie dieses Lernfeld Landwirtschaft ganz genau bestellt werden kann. Aus rund 40 Betrieben holten sich Frauen und Männer Informationen aus erster Hand.

Auf den beiden Höfen in Nidderau und Wächtersbach stellte Lena Hennig vom Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum die vielen Möglichkeiten für die Landwirtinnen und Landwirte vor, sich an dem Programm zu beteiligen. So seien vereinzelte Besuche von Kindergruppen genauso denkbar wie regelmäßige Führungen, auf dem Milchviehbetrieb genauso wie auf dem Hof mit Schwerpunkt Ackerbau.

Vor Ort ging es darum, was Betriebe den Kindern so alles zeigen und wie sie mit ihnen umgehen können. Da hatten Silke Vogel vom Hof Buchwald und Claudia Müller vom Weidenhof aus ihrer eigenen Erfahrung einiges zu berichten. Schließlich sind auf ihren Höfen schon seit vielen Jahren Besuchergruppen unterwegs. Keine Führung sei wie die andere, das fange schon bei den unterschiedlichen Altersgruppen an, über die Jahres- und der Tageszeit bis hin zu speziellen Schwerpunkten, die auch Schulklassen setzten, so Vogel und Müller.

Während man beispielsweise den älteren Kindern Wissen zum Organismus einer Kuh, der Milchproduktion oder Produktionsketten vermitteln kann, interessieren sich die Kleineren für andere Dinge. Bei ihnen stehen dann einfachere Dinge im Vordergrund, das Füttern und die Stallsäuberung etwa. Genauso verhält es sich bei der Feldwirtschaft. Die biologischen Wachstumsstadien einer Rübe könnten ältere Besucher interessieren, die jüngeren eher das haptische Erlebnis, eine Rübe aus dem Boden zu holen, in der Hand zu halten oder zu bearbeiten.

Seit einigen Jahren laufen bereits bundesweit Projekte, die den „Bauernhof als Klassenzimmer“ nutzen. Wer seinen Hof in Hessen für Kindergruppen öffnet, erhält ideelle Unterstützung durch das Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden. Eine Aufwandsentschädigung gibt es überwiegend nicht. Im Main-Kinzig-Kreis soll das anders sein. Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler hat einen Fördertopf eingerichtet; daraus speist sich eine finanzielle Anerkennung für all jene, die eine Führung über den Hof anbieten und Einblicke in die Arbeit von Bauern geben.

„Diese Führungen müssen nicht unbedingt die Landwirte selbst machen. Ich weiß, dass deren Tage meistens sehr eng getaktet sind. Daher fördern wir auch Interessierte, die solche Besichtigungen organisieren und durch die Ställe führen wollen, auch wenn sie nicht direkt auf dem Hof mitarbeiten“, sagt Simmler. Mittels „Bauernhofbegleiter“ können die Betriebe Einblicke bieten, ohne für mehrere Stunden Personal für die Kindergruppen abstellen zu müssen. Ziel sei es, so Simmler, dass nicht nur große Höfe solche Führungen ermöglichen, sondern dass auch kleinere Betriebe daran teilnehmen können.

Im Herbst 2017 – nach der arbeitsintensiven Erntezeit – bietet der Main-Kinzig-Kreis in Kooperation mit den Bildungspartnern Main-Kinzig eine zweitägige Qualifizierung an. Unter anderem soll es darum gehen, wie man Führungen organisiert, was Kinder zu Gast auf dem eigenen Hof interessieren könnte und wie man Wissen über landwirtschaftliche Produktion spielerisch vermitteln kann.

Anmeldungen für diese Qualifizierung laufen über

Christina Gebhardt
Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum
Zum Wartturm 11-13
63571 Gelnhausen
Telefon: 06051 85-15666
christina.gebhardt@mkk.de

Der Main-Kinzig-Kreis bietet es Bauernhöfen wie auch Schulen und Kindertagesstätten an, Kontakte zu knüpfen. Mit dem Staatlichen Schulamt hat der Kreis bereits Gespräche geführt, um in naher Zukunft Schulleiterinnen und Schulleitern das Projekt Lernfeld Landwirtschaft näher vorzustellen. Darüber hinaus kann aber auch jede Lehrkraft schon jetzt das zuständige Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum in der Kreisverwaltung ansprechen. Eine Liste mit interessierten landwirtschaftlichen Betrieben aus allen Teilen des Kreises liegt vor und wächst noch weiter. Das heißt wiederum, dass auch Landwirtinnen und Landwirte auch noch weiterhin ihre Höfe beim Main-Kinzig-Kreis anmelden und für Besuchergruppen öffnen können.

„Wir brauchen natürlich auf beiden Seiten die Bereitschaft, das Lernfeld Landwirtschaft mit Leben zu füllen, bei den Landwirten wie auch bei den Schulen“, erklärt Susanne Simmler. „Teilweise pflegen einzelne Schulen bereits den Kontakt zu Höfen in der Nähe zur Schule. Wir wollen diesen Austausch nun in die Fläche bringen.“

Durch die Besuche von Schulklassen und Vorschulgruppen auf einem Hof entsteht der Betriebsleiterfamilie ein erhöhter Aufwand. Denn nicht nur die Besuchergruppe will gut betreut sein, die Führung selbst muss auch vor- und nachbereitet werden. Der Main-Kinzig-Kreis will die heimischen Betriebe in ihrer Bildungsarbeit unterstützen. Für Betriebe, die an dem Projekt Lernfeld Landwirtschaft teilnehmen, wird pro Besuch einer Vorschulgruppe oder einer Schulklasse, wenn diese aus dem Kreisgebiet kommt, eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro angeboten. Für Gruppen und Klassen außerhalb des Main-Kinzig-Kreises kann der Betrieb eine Bezuschussung von 50 Euro beantragen. Die Beantragung erfolgt über ein Formular, das vom Betrieb sowie der Besuchsgruppe ausgefüllt und an den Main-Kinzig-Kreis (Kontaktdaten siehe unten) gesendet wird. Für die Beantragung der Mittel besteht kein Rechtsanspruch. Es ist den Höfen freigestellt, die Aufwandsentschädigung zu beantragen oder zusätzlich einen kleinen Kostenbeitrag für den Besuch zu erheben. Die vom Kreis bereitgestellten Mittel sind eine reine Aufwandsentschädigung und nicht als zusätzliches Einkommen für den Betrieb zu sehen.

Jede Anfrage an den Kreis wird schnellstmöglich bearbeitet:

Christina Gebhardt
Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum
Zum Wartturm 11-13
63571 Gelnhausen
Telefon: 06051 85-15666
Christina.Gebhardt@mkk.de

Gemeinsam mit dem Main-Kinzig-Kreis unterstützen der Kreisbauernverband Main-Kinzig, der Landfrauenverband Hessen sowie die Bildungspartner Main-Kinzig das Projekt Lernfeld Landwirtschaft. Regelmäßig stimmen sie sich ab und werben um eine Teilnahme. Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler hat auch schon mit der Präsidentin des Landfrauenverbands Hessen, Hildegard Schuster, über den Projektstand gesprochen. Diese begrüßte Lernfeld Landwirtschaft. „Was der Main-Kinzig-Kreis gemeinsam mit Landwirten und Landfrauen hier gerade schafft, stellt eine Weiterentwicklung des landesweiten Programms ‚Bauernhof als Klassenzimmer‘ dar“, erklärte Schuster. Genau wie im landesweiten Programm sei es das Ziel im Main-Kinzig-Kreis, Kindern landwirtschaftliche Produktion wieder näherzubringen. Susanne Simmler gab Hildegard Schuster einen Überblick über das, was bei Lernfeld Landwirtschaft noch geplant ist.

Mittlerweile, so Simmler, seien kreisweit schon mehrere landwirtschaftliche Betriebe bereit, ihre Hoftore für Kindergruppen zu öffnen. Ob als einzelner Ausflug oder als Bestandteil einer Projektwoche zum Thema Ernährung: Die Anlässe für Führungen, etwa zu Getreideanbau, Milchviehwirtschaft oder Schweinezucht, könnten vielfältig sein. „Eine Reihe von Betrieben hat mit Besuchen von Kindern schon viele gute Erfahrungen gemacht. Einige andere sammeln diese Erfahrungen erst noch. Ihnen allen wollen wir es ein wenig leichter machen, Kindern ein kleines und so lehrreiches wie spannendes Programm auf ihrem Gelände zu bieten“, sagte die Erste Kreisbeigeordnete. Simmler betonte, dass das Projekt Lernfeld Landwirtschaft keine Konkurrenz zum landesweiten Programm „Bauernhof als Klassenzimmer“ darstelle und aus einer gemeinsamen Initiative mit Landfrauen und Kreisbauernverband entstanden sei. „Uns ging es darum, die heimischen Höfe einerseits und unsere Schulen und Kitas andererseits eng zu vernetzen. Wir wollen, komplett lokal, beide Seiten zusammenführen und neue Kontakte aufbauen“, so Simmler.

Landfrauenpräsidentin Hildegard Schuster konnte aus jahrelanger persönlicher Erfahrung berichten und im Gespräch viele Tipps und Beispiele aus dem Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ anbringen. Zusammen mit Bettina Sommerfeld, Referentin des Landfrauenverbandes Hessen, trug sie eigene Ideen für die geplante Weiterbildung zu Bauernhofbegleiterinnen im Main-Kinzig-Kreis bei.

Diese Betriebe aus dem Main-Kinzig-Kreis sind schon dabei:

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